Sailing Conductors: Die Klänge der Welt ersegelt

Blauäugig war es schon, was der in Sankt Augustin aufgewachsene Benjamin Schaschek und sein Freund und Studienkollege Hannes Koch im Jahr 2011 aus einer spontanen Wahnsinnsidee heraus begannen: Weil ersterer in Australien gestrandet war und kein Geld für den Rückflug nach Deutschland hatte, wollte er mit zusammen mit Koch kurzerhand nach Hause segeln. Ohne See-Erfahrung, ohne Boot, einfach nur so zum Spaß.Daraus entstand ein viereinhalb Jahre dauerndes Abenteuer mit jeder Menge musikalischer Entdeckungen. Im Pantheon haben die beiden Globetrotter und ausgebildeten Tontechniker nun aus dem Nähkästchen geplaudert.

Viel zu berichten haben die beiden Seebärchen schon: Beinahe-Kollisionen mit Ozeanriesen, Abschreckungsmaßnahmen gegen indonesische Piraten (Mikrofonständer können zumindest bei kurzsichtigen Individuen mitunter tatsächlich als Maschinengewehr durchgehen), Ernährungspläne mit Hundefutter und die Anziehungskraft ihrer Neun-Meter-Nussschale "Marianne" auf Zwergwale sind schon sehr unterhaltsam, auch wenn man immer wieder den Kopf schütteln muss angesichts des zur Schau gestellten Stolzes auf die damals vorherrschende Mischung aus Unwissenheit, Schusseligkeit und Glück. Der Vortrag des Duos krankt jedoch daran, dass sich die beiden gerne im Klein-Klein verlieren, während im Hintergrund Bilder in einer Dauerschleife auf die Leinwand projiziert werden, anstatt diese an die Geschichten anzudocken.

Und dann wäre da noch die Musik. Das, was diese Weltreise zu etwas besonderem macht. Überall haben Schaschek und Koch Künstler aufgenommen und die Stücke nach und nach zusammengefügt. Manchmal, wie im Fall einer Steelpan-Spielerin, ging dabei die Exotik des Klangs verloren; dann aber wieder, vor allem bei dem Song "Travelling Man", zeigte sich die Großartigkeit des Projekts. Eine Melodie eines australischen Gitarristen wurde durch eine Sängerin aus Rio zum Lied und durch ein Kinder- und Jugendorchester aus Salvador komplettiert: Das ist wirklich eine weltumspannende Musik. Eine, die sie Sailing Conductors mit Cello, leider etwas zu dominantem Bass sowie einem Vier-Fünftel-Playback gerne präsentierten. Hatte was. Das Publikum war auf jeden Fall begeistert und spendete ausgiebigen Applaus.

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