Nits: Wellen aus der Wundertüte

Das Unerwartete gehört bei der niederländischen Band Nits zum Konzept. Alles, nur nicht gewöhnlich. Das mag sich in Kleinigkeiten zeigen, in Möwenkreischen etwa oder einer Zugdurchfahrt, die eine ruhige Ballade in zwei Hälften teilt – aber auch in der stilistischen Offenheit, der die Band seit etwa vier Jahrzehnten frönt. Zuordnungen? Sind meistens nicht mehr als Schall und Rauch. Nits sind trotz ihrer damaligen Nähe zur Szene keine reine New-Wave-Band, doch auch der so gerne verwendete, schwammige und damit letztlich unbrauchbare Begriff Pop greift nicht. Das Trio ist mehr, wie es jetzt in der Harmonie bei einem herausragenden Konzert unter Beweis stellte. Es ist Alternative Folk, Independent Synthi-Rock, avantgardistisches Triangel-Spiel und verrückter Klangzirkus. Vor allem aber ist es eins: großartig.

Erfreulicherweise gelingt es Nits dabei, weder bemüht noch verklärt zu wirken, sondern die diversen Klang-Experimente als organische (beziehungsweise mitunter kybernetische) Erweiterung ihrer Selbst zu präsentieren, die aus einer natürlichen Freude am durchdachten Spiel erwachsen. Vor allem Keyboarder Robert Jan Stips schafft es mit seinen geschickt gesetzten Pausen, seinen effektvollen Einwürfen oder auch einfach nur mit einem Harmoniewechsel im Schlussakkord, das Publikum immer wieder zu überraschen und selbst Frontmann Henk Hofstede ein Lächeln zu entlocken. Der setzt mit seiner charismatischen, durch die Jahre etwas rauer und letztlich interessanter gewordenen Stimme hingebungsvoll das um, was Stips atmosphärisch generiert: mal locker-leichte Gute-Laune-Stücke wie „Soap Bubble Box“ oder das an eine Americana-Nummer erinnernde „Crime & Punishment“, dann wieder düster, fast schon melancholisch wie bei „Office At Night“. Mitunter setzt Hofstede sich auch selbst an die Keyboards und verweist etwa in der Wuppertal-und-Berlin-Hommage „Schwebebahn“ auf Kraftwerk. All dies können sich die beiden Klangkünstler vor allem deshalb erlauben, weil mit Rob Kloet ein meisterhafter Schlagzeuger für das Fundament sorgt. Einer, der auch mal richtig leise spielen kann, nur um dann wieder explosionsartig Gas zu geben. Nicht zuletzt durch seine Rhythmen wirkt etwa „Dutch Mountains“, der dank der Radiopräsenz wahrscheinlich bekannteste Hit der Band, so eindrucksvoll. Toll. Lob geht übrigens auch an den Singer-Songwriter Figaro Sportelli, der das Konzert mit ein paar Stücken virtuos eröffnet hat. 

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