Niels Klein: Sci-Fi-Jazz mit Flötentönen

Es sind Klänge von einem verlorenen Planeten: Niels Klein, Jazz-Echo-Saxofonist des Jahres 2015 und einer der beiden Leiter des Bundesjazzorchesters, hat bei seinem Konzert im Pantheon Casino im Rahmen der Reihe Jazz in Concert bewiesen, warum seine Musik mitunter von einem fremden Stern zu kommen scheint. Die Musik ist schon gewöhnungsbedürftig, rhythmisch durchaus strukturiert, melodisch aber exotisch. Alienesk. Die Kleinschen Klarinetten sind elektronisch aufgemotzt und vermögen mit ihren Effekten ohne weiteres mit dem nicht minder avantgardistischen Spiel von Gitarrist Hanno Busch oder den Synthesizer-Extravaganzen Lars Dupplers mitzuhalten, während Schlagzeuger Jonas Burgwinkel den Scotty mimt, das Jazz-Schiff zusammenhält und zugleich mit eigenen Experimenten Akzente setzt. Das „Tubes & Wires“-Quartett dringt dabei in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor vernommen hat.

Einfache Kost bietet das Konzert wahrlich nicht, eine gewisse Neugier und Offenheit sind Grundvoraussetzungen, um den exzellenten Musikern auf ihren Solo-Pfaden folgen zu können. Im ausverkauften Casino funktioniert dies aber gut. Die miteinander verwobenen Stücke schaffen eine Atmosphäre, in der die Technik kein Fremdkörper ist, sondern einfach dazugehört und das Kaleidoskop der Klänge bereichert, statt es zu stören. Klein und Konsorten nutzen dies, um auch mal Neues auszuprobieren, Werke, die erst vor wenigen Tagen entstanden sind und die erst im kommenden Jahr auf CD gepresst werden. Als Inspirationsquelle dient dabei immer wieder die Science Fiction, die schon das Cover von „Tubes & Wires“ geprägt hat (dort ist Robbie aus „Lost Planet“ zu sehen): Mal ist es die Idee von rostigen Liedmaschinen, die auf Knopfdruck Hymnen an die Liebe komponieren, dann wieder die Vorstellung eines kollabierenden Universums der Glückseligkeit. „Als würde man nachts im Urwald Autoscooter fahren“, hat Klein es einmal selbst beschrieben. Mit Miles Davis, Nits und John Coltrane auf den Fahrersitzen. Dass es dem Quartett gelingt, Kollisionen zu vermeiden und stattdessen die wilde Fahrt zu einem Erlebnis zu machen, spricht für die Musiker. Man muss sich halt darauf einlassen.

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