OnAir: Stimmkunst sorgt für Discofieber

Musik ganz ohne Instrumente kann so einiges auslösen: Gänsehaut etwa, wenn der a-cappella-Gesang tief ins Innere der Seele trifft, Bewunderung für die meisterhafte Beherrschung der Stimmen, Begeisterung bei einer gelungenen Performance. Aber die Lust zu tanzen? Das ist ungewöhnlich. Dem a-cappella-Sextett OnAir ist im Haus der Springmaus jedoch genau dies gelungen. Ihre Version von Daft Punks „Get Lucky“ hat zwei junge Frankfurterinnen sogar derart in den Bann gezogen, dass sie die Band vor einiger Zeit anschrieben und fragten, ob sie ihre Choreographie nicht einmal live vorführen konnten. In Bonn war es jetzt soweit – und was die 15- und 16-jährigen Teenagerinnen zeigten, war wirklich herausragend. Kreativ, abwechslungsreich, heiß. Wenn Sechs Profi-Stimmen für den richtigen Beat sorgen, ist das alles kein Problem.

OnAir sind allerdings auch ein Ausnahme-Ensemble. Drei Monate nach ihrer Gründung, bei ihrem ersten Auftritt überhaupt, siegten sie sogleich beim renommierten Aarhus Vocal Festival. Weitere Auszeichnungen (unter anderem der Sieg bei der „World Contemporary A Cappella Competition 2014) folgten. Zu recht, wie ihr Auftritt in der Springmaus bewies. Fantastische Arrangements, präsentiert von hervorragend harmonierenden Stimmen, machten das Konzert zu einem musikalischen Hochgenuss – nur die Moderationen wirkten zu einstudiert, zu künstlich, einfach nicht ehrlich genug. Kleinigkeiten, ja, aber was soll man auch sonst an einer Formation kritisieren, die eigentlich alles richtig macht. Selbst das hinsichtlich der Intonation unglaublich anspruchsvolle „Ironic“, das immer wieder zu kippen schien, hatten die sechs Sänger gut im Griff. Stark auch die harte, leider nicht mit voller Wucht vorgetragene Crossover-Punk-Nummer „Killing In The Name Of“ von Rage against the Machine – an derartiges Material wagen sich nur wenige a-cappella-Formationen heran.

Für OnAir ist dies aber selbstverständlich. Überhaupt ist die Bandbreite bemerkenswert: Zwar finden sich vorwiegend ruhigere Stücke im Repertoire, die stammen allerdings unter anderem von Bands wie Massive Attack, Radiohead und Metallica. Erfreulich ist dabei, dass OnAir diese Songs nicht einfach imitiert, sondern sie sich zu eigen macht. So wird „Nothing Else Matters“ partiell von den gebrochenen Akkorden befreit, erhält dafür viel Luft und ein feines Vokaltrompeten-Solo, das der Ballade sehr gut steht. Herrlich – und dabei ist durchaus noch Luft nach oben, kann das Sextett etwa bei den krachenden Nummern mitunter noch mehr Gas geben, um endgültig abzuheben. Sollte dies gelingen, sind dem Erfolg der Senkrechtstarter über den Wolken keine Grenzen mehr gesetzt. 

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