Matze Knop: Kleine Welt ganz groß

Im Zweifel geht es um Fußball. Das ist sicheres Terrain hier kennt Matze Knop sich aus. Fußball, Schuhe oder Autos. In der Preview zu seinem neuen Programm „Diagnose dicke Hose“, mit der der Comedian im Pantheon Casino Ablauf und Pointen noch einmal auf Herz und Nieren testen will, kommt das Gespräch immer wieder auf diese beiden Themen zurück. Auf der einen Seite ist das gar nicht so schlimm, fühlt Knop sich hier doch sichtlich wohl und ist an vielen Stellen unterhaltsamer als erwartet – auf der anderen Seite aber ist diese beschränkte RTL-Welt schon irgendwie traurig. Denn damit führt Knop eines seiner Lieblingszitate von Charlie Sheen ad absurdum: „Ich habe keinen Bock, so zu tun, als sei ich nichts Besonderes.“

Zugegeben, in einem Punkt trifft dies auch auf Matze Knop zu: Seine Parodien, die er auch gerne mal – in der zweiten Hälfte sogar etwas zu häufig – als Videoclip einspielen lässt, sind mitunter wirklich gut. Wenn Dieter Bohlen über Datenschutz spricht, Franck Ribéry Frühstückswerbung macht oder Helmut Stoiber über Verkehrsanbindungen stolpert, hat dies seinen ganz eigenen Charme. Dazu gesellen sich Cristiano Ronaldo, Lothar Matthäus, Franz Beckenbauer, Pep Guardiola, Reiner Calmund und all die anderen Licht- und Schattengestalten des deutschen Fußballs. Kein Wunder, dass sich alles nur ums runde Leder dreht. Da kann Knop wenigstens glänzen.

Dies gelingt ihm leider im Semi-Stand-Up-Teil seines Programms nur bedingt. Ja, er zeigt sich offen und umgänglich, interagiert mit dem Publikum, ohne es vorzuführen, bleibt meistens harmlos-verbindlich, macht nichts falsch – aber entfacht auch keinen besonderen Funken. „Macht der Partner auf dicke Hose“, so lautet seine Kernfrage an Ehefrauen und Freunde im Saal, die einzige, die ihm wichtig erscheint. Im besten Falle ist dies banal, im schlimmsten einfach nur peinlich. Knop bleibt so permanent an der Oberfläche, lässt sich nicht wirklich auf seine Zuschauer ein, integriert sie nur scheinbar in sein Programm und sucht in Wahrheit nur nach den richtigen Stichwörtern. Gags aus dem Stehgreif? Gibt es zwar. Aber nur, na klar, zum Thema Fußball. Und das ist einfach zu wenig.

Dafür entschädigt Knop das Publikum mit seiner Parade-Rolle: Supa Richie feiert in „Diagnose dicke Hose“ sein Comeback. Der Ober-Proll mit der Sprachverwirrung („Jetzt mal Spaß an den Scherz“) kommt noch immer hervorragend an, die flotten Sprüche und intellektuell unterbelichteten Erklärungsversuche („Die französische Evolution ist langsamer wegen der Pariser“) gehören mit zu den überzeugendsten Elementen des Programms. Hier nimmt man Knop den jugendlichen Sprücheklopfer zumindest ansatzweise noch ab – abseits dessen fällt es dagegen schwer, sieht der 40-Jährige doch je nach Lichteinfall erschreckend ausgezehrt aus. Die Frische seiner Anfangsjahre ist vergangen. Eigentlich müsste Knop sich somit zum Teil neu erfinden, müsste reifer wirken, erwachsener. Doch ähnlich wie Michael Mittermeier oder auch Jörg Knör folgt er dem alten Sprichwort, niemals ein funktionierendes System zu wechseln. Zwar bleibt Knop so jenem Stil treu, mit dem er in den vergangenen 17 Jahren eine solide Fan-Basis um sich geschart hat, und kann vor allem durch seine Parodien noch immer für Unterhaltung sorgen. Ob dieses Konzept jedoch noch langfristig tragfähig ist? Immerhin: Noch ist das neue Programm nicht ganz fertig, an der dicken Hose wird derzeit fleißig geschraubt. Vielleicht hilft es ja.

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