Köbes Underground: Gebläse-Alarm mit Sachsenbeat

Normal ist an diesem Abend herzlich wenig. Nicht der Ort, nicht die Zeit, nicht die Musik. Ausgerechnet in der Bonner Oper ruft Köbes Underground, die Hausband der Kölner Stunksitzung, mitten im zugegebenermaßen bislang nicht allzu überragenden Sommer noch einmal den Karneval in Erinnerung und sorgt mit köstlichen Parodien für eine Ausnahme-Stimmung im ehrwürdigen Haus. Viele Gäste sind zum ersten Mal in diesem Saal, und auch für die Musiker ist der Auftritt, der im Rahmen von „Quatsch keine Oper“ stattfindet, etwas Besonderes.

Was aber nicht heißen soll, dass sie sich deswegen ruhiger geben als gewöhnlich: Mit einem permanenten Augenzwinkern bedienen sich Köbes Underground vielmehr bei allen großen Namen der Rock- und Pop-Musik, versehen die exzellent arrangierten Stücke mit frischen, mitunter kölschen Texten und bieten nicht zuletzt dank zahlreicher Gastauftritte eine bunte Show, die einfach nur Spaß macht.

Köbes Underground wären nicht sie selbst, wenn sie neben starken Rhythmen und rockigen Klängen auch einige Kostüme im Gepäck hätten. Na gut – viele Kostüme. Sehr viele. Vor allem Sänger Ecki Pieper wechselt die Verkleidungen öfter als Lothar Matthäus seine Ehefrau, schlüpft mal in (tote) Lederhosen, dann in einen Blaumann, eine Tambourmajors-Uniform oder gar in eine Böösch, also eine jener sich ständig drehenden, Rennwagen zerlegenden Bürsten in einer Autowaschanlage. Dabei muss er sich noch nicht einmal ausgefallen geben, um zu überzeugen: Schon sein bewusst asynchrones Maracas-Spiel zum Samba-Schwung der Band ist eine Klasse für sich. Doch die Verkleidungen gehören nun einmal dazu und ermöglichen unter anderem Auftritte von Heino und Hannelore, einem Lärm-Motzki und Dauer-Choleriker, dem dialektbelasteten DJ Mister Sachsenbeat (herrlich!), dem Kölner Dreigestirn und den von Laubsaugern begeisterten Rammstein-Vettern, die mit ihren Mega-Blasanlagen für einen der Höhepunkte des Abends sorgen.

Echte Gäste kann Köbes Underground ebenfalls vorweisen. Gut, Ozan Akhan gehört ja mit seinem Hüftschwung und seiner bemerkenswerten Präsenz fast schon zur Stammbesetzung (auch wenn das Spiel mit dem Migrationsstatus irgendwann seinen Witz verliert: Eine Nummer mit türkischem Schützenkönig ist ja noch ganz unterhaltsam, eine zweite mit dem „Döner-Matador“ aber schon beinahe belanglos). Erfreulicherweise lässt sich aber auch Stunksitzungs-Präsidentin Biggi Wanninger blicken, die als Reiner Calmund – wie könnte es anders sein – über die kriminelle Energie von Bernie Ecclestone und die bestechende Form Josef Blatters herzieht. Schön scharfzüngig ist das – und damit eine gute Ergänzung zu dem abwechslungsreichen und musikalisch meisterhaften, inhaltlich aber trotz brillanter Textdichtungen letztlich etwas zu braven Konzert. Egal: So lange Köbes Underground derart mühelos für gute Laune sorgen kann wie jetzt in der Oper, reicht das völlig aus. Dann darf auch im Sommer ruhig mal Karneval sein.

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