Thorbjørn Risager: Knackig-scharfer Blues-Tornado

Herrlich! Rock 'n' Roll und Rhythmn 'n' Blues in Reinform! Und zwar nicht etwa von jenseits des großen Teichs, sondern direkt aus Dänemark: Thorbjørn Risager hat bei Aufnahmen zu einer Live-DVD in der Harmonie das Publikum einmal mehr begeistert. Wie sollte es auch anders sein bei diesen massiven, rasiermesserscharfen Bläser, den stakkatohafte Drum-Patterns, der wuchtigen Gitarrenarbeit und einem Sänger, der die Coolness eines Elwood Blues mit dem souligen, kratzigen Sound eines Ray Charles und dem unbändigen Drive eines John Lee Hooker kombiniert.

Seine Band „The Black Tornado“, aufgrund der besonderen Gelegenheit gleich mal auf zehn Köpfe erweitert (inklusive zweier Background-Sängerinnen, die allerdings nur selten zur Geltung kommen), hämmert erstklassigen Chicago Blues in den Saal, auch mal einen Boogie, Tanzmusik auf jeden Fall, die innerhalb von Sekundenbruchteilen in die Beine geht. Und sich für gute zwei Stunden nicht mehre aus den Extremitäten vertreiben lässt.

Dabei drängt sich Risager nicht in den Vordergrund, mimt nicht die Rampensau, sondern zeigt sich als Team-Player. Immer wieder gibt es Platz für das ein oder andere Solo, während der 43-jährige Frontmann in den Hintergrund tritt. Jeder darf mal glänzen. Beziehungsweise strahlen. Denn allein die dreiköpfige Bläsersektion liefert mit ihrem knackigen Spiel ein Meisterstück ab, verschleppt nicht einen einzigen Ton, macht keine Gefangenen. Gleiches gilt für den fröhlich grimassierenden Drummer Martin Seidelin, dessen staubtrockene Rhythmen die gesamte Band in ganz neue Höhen katapultiert. Stilistisch zeigen sich die Musiker dabei allesamt offen, flechten mal Funkelemente oder ein paar Walzertakte ein. Hauptsache, es rockt und groovt.

Nach und nach dreht sich der Wirbelsturm schneller, nimmt Fahrt auf, wird dreckiger, härter, krachender. Auch das Publikum wird zunehmend mit einbezogen, klatscht rhythmisch mit oder darf, etwa bei Louis Jordans „Let the good times roll“ (das gleich noch mal eine ganze Ecke mehr Biss und mindestens das doppelte Tempo von der berühmten Ray-Charles-Coverversion aufweisen kann) auch exzessiv im Wechsel mit Thorbjørn Risager singen. Diese Begeisterung, diese Stimmung, das ist die Seele des Rock 'n' Roll, des Pudels Kern, den heutzutage kaum jemand besser in Töne zu fassen vermag als dieser unvergleichliche Däne. Diesem Tornado stellt man sich nur zu gerne in den Weg. Hoffentlich bald auch wieder in Bonn.

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