Matthias Rauch: Karten, Bälle und Zitronen

Ja, es ist ein Trick. Muss wohl einer sein. Wirkt dennoch wie Magie. Mühelos pflückt Matthias Rauch eine weiße Kugel nach der anderen aus der Luft, verwandelt sie in Zitronen oder puhlt sie aus selbigen. Auch Spielkarten erscheinen scheinbar aus dem Nichts und verflüchtigen sich wieder, geschickt verborgen durch die flinken Finger des Dorsteners. Der Deutsche Meister der Zauberkunst von 1999 fasziniert und verblüfft im ausverkauften Pantheon Casino mit seiner Manipulationskunst, die er bereits auf Einladung von Siegfried und Roy in Las Vegas zeigen konnte – und auch wenn seine einzelnen Nummern für regelmäßige Zaubershow-Besucher nicht wirklich neu erscheinen, versteht es Rauch immerhin, sie gut zu verkaufen.

Zwar setzt auch Matthias Rauch auf auflockernde Worte, tappt dabei aber erfreulicherweise nicht in die selbe Falle wie so mancher seiner Kollegen, mit bemühtem Klamauk auf Teufel komm raus Lacher evozieren zu wollen. Dafür sind gewisse Zaubernummern besser geeignet. Zum Beispiel zeigt er den Trick mit der verschwindenden Ketchup-Flasche dem Publikum zuliebe in Zeitlupe, nur um dabei zu offenbaren, dass es letztlich sein sich sonst überlichtschnell bewegender Kollege Erasmus Stein ist, der das rote Mark entführt. So einfach kann Magie sein. Und so unterhaltsam. Wenn denn Timing, Tempo und Pointe stimmen. Das gelingt dem 32-Jährigen allerdings nicht immer: An manchen Stellen des Programms zieht sich die Zeit wie Kaugummi, während Rauch das Publikum auf potenzielle Dating-Opfer durchforstet (in Bonn findet er Sybille, mit der er später Händchen haltend auf der Bühne sitzt und ihr einen Papierhut zaubert) und dabei ein ums andere Mal auf seine Facebook-Präsenz hinweist. Muss das wirklich sein?

Doch dann kommt wieder der magische Häh-Moment. Häufig mit ganz unscheinbaren Tricks. „Ich gebe zu, Sie zu täuschen, und ich halte immer mein Wort“, sagt Rauch und verknotet schnell die Hände oder dreht sein Handgelenk um 270 Grad, während der gesamte Saal versucht mitzumachen und an der Illusion scheitert. Einfach und zugleich brillant. Zugegeben, auch das gehört zu den Grundtechniken eines jeden Zauberkünstlers, findet sich so ähnlich in beinahe jedem Repertoire. Dadurch wird die Nummer aber nicht weniger erstaunlich, zumal Rauch sie so charmant und locker präsentiert, dass auch im Versagen ein Genuss liegt. Und in dem Wissen, dass letztlich alles nur ein Trick ist. 

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