„Papperlapapp“: Pauarpeiter unter Lärmverdacht

Sie wollen doch nur helfen! All diese Baustellen in Bonn, bei denen die Erwachsenen nicht voran kommen, müssten nur in fähige Kinderhände gegeben werden, dann würden sich viele Probleme von selbst erledigen. Davon ist das Papperlapapp-Ensemble überzeugt, das ihre Vision derzeit im Rahmen ihrer neuesten Kinderkarnevalsrevue in der Harmonie vorstellt. Wenn man ihnen nur nicht andauernd Knüppel zwischen die Beine werfen würde: Lärmklagen vor allem, die sich gegen alles mögliche richten, gegen Toilettenspülungen, den Wellenschlag von Mutter Rhein und eben gegen Papperlapapp. Doch so leicht lassen sich die närrischen Pänz nicht unterkriegen.

Zum inzwischen sechsten Mal lädt Papperlapapp (diesmal unter der Schirmherrschaft von Konrad Beikircher) nach Endenich, um eine Kinder-Alternative zum Pink Punk Pantheon zu präsentieren. Mit Erfolg. Unter der Leitung von Babette Dörmer und Juliane Urmes ist einmal mehr ein unterhaltsames, exzellent geschriebenes und gespieltes Programm entstanden, in dem die Ensemble-Mitglieder kein Blatt vor den Mund nehmen und sich vor allem jenen lokalen Themen widmen, die anderenorts dann doch mitunter in Vergessenheit geraten. Auch den ersten kleinen Generationenwechsel haben die Papperlapappen gut verkraftet: Einige der altgedienten Mitwirkenden sind der Show entwachsen und erstmals nicht mehr mit dabei, darunter das bisherige Moderatoren-Duo Laura Brunetti und Philipp Hemme. Dessen Aufgaben haben Marlene Voltz und Marlene Sieverdingbeck übernommen – die beiden Mädels führen souverän durch die Kindernasensitzung , lassen sich nur in einem ganz besonderen und nachvollziehbaren Fall vom Schweinehund ablenken und versuchen ansonsten, dem üblichen Baustellen-Chaos Herr beziehungsweise Frau zu werden, an dem nicht zuletzt die Sechs als „Pauarpeiter“ verkleideten P-Clowns ihren Anteil haben.

Dabei ist es gerade diese nachwachsende Generation P, die für einige der Höhepunkte im Programm sorgt. Mal spielen die Kleinen die „Ode an die Freude“ mit Klangstäben auf Bauarbeiterhelmen, dann wieder bringen sie mit einer kleinen Lichtjonglage die Klangwelle zurück nach Bonn oder nehmen die Liebesschlösser auf der Kölner Hohenzollernbrücke aufs Korn. Herrlich, ebenso wie der Sketch über den von Professor P neu entwickelten Seniorenroboter, bei dem sich das Publikum vor Lachen kaum auf den Bänken halten kann. Für die älteren Papperlapapper bleibt so mehr Zeit für die von der Papperlapappen-Band (Leitung: Tim Düwel) begleiteten Musiknummern, darunter eine Umkehrung des Ärzte-Hits „Junge“, ein Rolling-Kiesel-Song sowie ein exzellenter Hip-Hop-Auftritt des sich weiterentwickelten Ludwig van Beethovens, der die diversen Lärm-Beschwerden in seiner Geburtsstadt, die immer wieder Kulturveranstaltungen behindern, einfach nicht verstehen kann. Ebenso wenig wie das Papperlapapp-Ensemble, das daher zum Abschluss ihres Drei-Stunden-Programms in einem Karnevalsmärchen frei nach Charles Dickens einem dieser Dauerkläger mit Hilfe von drei Geistern vor Augen führt, was so eine Einstellung für Folgen haben kann. Rosenmontag als Silent Party? Das kann doch wirklich keiner wollen. 

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