Mario Nyéky & The Road: Folk für die Beine

„Beim nächsten Konzert schmeißen wir alle Stühle raus“, verspricht Mario Nyéky irgendwann. Mehr Platz zum Tanzen. Gute Idee. Dann wirkt die Mischung aus schmissigem Folk, Bluegrass und Indie-Rock wahrscheinlich noch viel besser als jetzt beim ersten Bonn-Konzert der Combo im gut gefüllten Pantheon Casino. Auch wenn es zunächst schwerfällt, noch an eine Steigerung zu glauben: Zu stark war der Auftritt der Kölner Roadies um den charismatischen Frontmann Nyéky, zu abwechslungsreich, zu stimmungsvoll. Und doch ist noch Luft nach oben.

Umso bemerkenswerter, was das seit drei Jahren bestehende Quartett bereits so zu zaubern vermag, wenn E-Gitarre und Jazzgeige im Duett singen, der Kontrabass wummert und die Percussion ein fantastisches rhythmisches Gerüst errichtet. Mal erinnert die Musik an die ausgefeilten, genialen Songs von Calexico (etwa bei „Streets of Rio“), dazwischen finden sich Anklänge von Woody Guthrie bis Porcupine Tree; dann wieder geben die Jungs so richtig Gas, holen fetzigen Blues und Rock 'n' Roll ans Licht oder lassen Joon Laukamp einfach mal losfideln. Geige im Turbomodus. Macht Spaß.

Dabei liegt die Messlatte sowohl hinsichtlich Songwriting als auch spielerischer Qualität bereits extrem hoch. Großartig vor allem Percussionist und Drummer Andrés Maraia, immer präsent, immer für eine Überraschung gut, aber sich selten in den Vordergrund drängend – wenn, dann wird er allerdings, seinem Spitznamen „Animal“ entsprechend, richtig wild. Ansonsten bleibt Pierce Black am Bass in der Regel weitaus dominanter (was nicht schlimm ist), zumal er immer wieder mit Nyéky in einen herrlichen Harmoniegesang einstimmt, der den Stücken den letzten Schliff gibt. Letztgenannter ist natürlich Dreh- und Angelpunkt der Band: Ein virtuoser Gitarrist, der sowohl die Elektrische als auch die Akustische beherrscht, und dazu ein begnadeter Sänger mit einer wunderbar warmen, weichen Stimme ist. Einer, der einfach gute Laune verbreiten will und nach der Pause, weil ihn viele Zuhörer darum gebeten haben, nicht bis zum nächsten Konzert wartet, sondern kurzerhand sofort die Stühle an den Rand stellen lässt, damit die Party starten kann – nur um dann mit einem Augenzwinkern zunächst eine Ballade anzustimmen. Langsam warmschaukeln, bevor es richtig losgeht. Lohnt sich. Das Publikum ist begeistert, feiert frenetisch eine Band, die es mit etwas Glück noch sehr weit bringen kann. Das Potenzial ist auf jeden Fall da. Vor allem wenn die Stühle weg sind.

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