Eure Mütter: Mauves Schokoeis mit Subtext

Irgendwie ist alles mauve. Wer braucht schon andere Farben. Mauve ist laut selbsternannter Experten das neue Schwarz: Passt immer und ist in. Wer diesem homophonen Irrglauben erliegt, wird auch das Programm „Ohne Scheiß: Schoko-Eis!“ des Brachial-Komiker-Trios Eure Mütter für mauve halten. Auch wenn es inzwischen schon vier Jahre auf dem Buckel und seit 2013 einen Nachfolger hat. Egal: Im Brückenforum wühlen Andi, Don und Matze auf Einladung von wahn-witzig noch einmal ausgiebig in der Mottenkiste, zücken ihre Kalauer – und können bei allem Klamauk an manchen Stellen sogar feinen Subtext anbringen. Gar nicht mal schlecht. Wenn da nicht ein essentielles Show-Element wäre, bei dem die drei Herren regelmäßig patzen: Singen.

Eure Mütter sind vor allem mit ihren zotigen, pubertären Liedern bekannt geworden, etwa mit ihrer vertonten Frage nach der Intimfrisur des Mannes („Mein Sack“) oder ihrem an ein Klaus-Kinski-Zitat angelehnten „Nicht alle, die du vögelst, werden Nutten“. Bis heute machen sie einen Großteil des Programms aus, ziehen sich wie ein roter beziehungsweise mauver Faden durch den Abend. Doch zumindest in Bonn sind die Leistungen der drei Mütter in diesem Bereich enttäuschend: Selbst Andi, immerhin noch der stärkste Sänger der drei, hat gelegentlich mit der Intonation zu kämpfen, kann aber zumindest noch mit Ausdruck und Leidenschaft punkten. Hilft manchmal dennoch nicht: Katastrophal etwa „Dance, Dance, Dance“, bei dem Don und Matze zu allem Überfluss Pop-Hits völlig sinnfrei und humorlos verhunzen. Das ist nicht lustig, sondern bei dem Stellenwert, den die Musik-Comedy für das Trio hat, schlichtweg peinlich, auch wenn das Publikum derartige Missstände geflissentlich ignoriert und wie besessen johlt und lacht.

Die musikalischen Mängel ziehen die Gesamtqualität der Show derart nach unten, dass selbst einige durchaus gelungene Nummern dies nicht wieder völlig ausbügeln können. Auch wenn sie es versuchen: Wenn Andi etwa „Aktenzeichen XY“ parodiert oder in einem der wenigen soliden Lieder die Verschwendung von Geld, Zeit und des Vokals „O“ anprangert, ist dies aller Ehren wert. Auch die auf den ersten Blick vollkommen grotesk-langweilige Figur des Gelbe-Sack-Liebhabers versehen Darsteller Matze und Moderator Andi in der sich daran anschließenden Analyse mit dermaßen herrlicher unterschwelliger Komik, dass es eine Freude ist. Intelligenter Nonsens mit einem feinen Gespür fürs Timing: Die Mütter können mehr als nur mauve. Wenn sie nur wollten. Und sich mal nicht nur synchron die Haare, sondern am besten auch die Ohren waschen würden.

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