Dave Davis: Spaß in homöopathischen Dosen

Er ist ein maximalpigmentierter Medizinmann mit einer wichtigen Mission: Die Albinoäffchen zum Lachen zu bringen, sie locker zu machen und ihnen den Umgang mit Fremden zu erleichtern. Ein hehres Ziel, dass Dave Davis als Motombo Umbokko in seinem neuen Programm „Afrodisiaka“ verfolgt. Dabei ist ihm jedes Mittel recht. Alles, was das Zwerchfell anregt, ist heilsam, so seine Devise. Politik-Schelte, Kalauer, Dialekte, Hitler-Parodien, Welt-Erklärungsversuche? Rein in den Kessel. Doch bei der Premiere im Pantheon verrührt er all diese Zutaten zu einem zähen Brei mit undefinierbarem Geschmack, der zwar beim Publikum punktuell durchaus Wirkung zeigt, auf Dauer aber ungefähr so anregend ist wie eine Tüten-Suppe.

Das Problem des Bonner Kabarettisten ist die fehlende Struktur. Von einem Thema springt er scheinbar planlos zum nächsten, kritisiert die Medienhetze gegen Salafisten, vollzieht die Anwerbe-Methoden von Islamisten und Nazis nach, bedient Klischees und ereifert sich über die Versuche der katholischen Kirche, ihre Sexualmoral zumindest ein wenig zu modernisieren. Immer wieder bringt er dabei teils obskure und teils nachvollziehbare Thesen an, die er allerdings nie untermauert, denen er keine Substanz verleiht, weil er ja schon längst wieder auf dem Weg zum nächsten Kampfbegriff ist. Abwechslung um jeden Preis lautet die Parole. In der Comedy mag dies ein probates Mittel sein, doch wer sich wie Dave Davis auch am politischen Kabarett versucht, muss mehr leisten. Und mehr Wissen präsentieren. Wer etwa die Bischofssynode verlacht, sollte nicht erst das Publikum fragen müssen, ob diese noch läuft. Denn wie soll jemand zu tiefgehenden theologischen Aspekten adäquat Stellung beziehen, wenn er schon so einfache Informationen nicht parat hat?

Zudem trägt Davis immer noch schwer am Erbe seiner Kunstfigur, die ihm zum Durchbruch verholfen hat und die er jetzt einfach nicht mehr los wird. Weiterhin ist es Motombo, der auf der Bühne steht, auch wenn er inzwischen den Klomann-Kittel ausgezogen hat. Doch damit geht zwangsläufig die Erwartung nach verdrehten Sprichwörtern, Klischees und Absurditäten einher, die der Mann vom Stamm der Nfuddu sonst immer unters Volk gebracht hat. So auch diesmal. Passt zwar überhaupt nicht zu den anderen Themen, aber egal. Die Erwartungen müssen eben erfüllt werden. Also erklärt Motombo die Welt samt der dazugehörigen Sadomaso-Praktiken oder erzählt Karnevalsgeschichten auf dem entsprechend niedrigen Niveau. Disco-Besuch mit Beton-Micha. Autsch. Ja, Humor darf auch mal weh tun. Peinlich sollte er aber bei aller Witz-Toleranz nicht sein.

Letztlich zeigt „Afrodisiaka“ relativ deutlich, dass Davis einfach noch nicht weiß, wo er eigentlich hin will. Dementsprechend ziellos ist das Programm selbst, ein wilder Dschungel aus Kabarett- und Comedy-Fragmenten, von denen einige durchaus Potenzial haben, wenn man ihnen erlauben würde zu wachsen. Dafür bedarf es aber eines Konzepts, einer Dramaturgie, die mehr will als Lacher mit allen Mitteln. Ein Beitrag zur Völkerverständigung könnte eine solche Idee sein, auch wenn Motombo dann mehr tun müsste als Klischees zu bedienen. Welchen Weg auch immer er in Zukunft einschlägt: Bitte Butter bei die Giraffe. Und ausgewählte frische Kräuter statt einer unbekannten Mischung aus Geschmacksverstärkern. Das wären dann mal echte Afrodisiaka.

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