Sebastian Reich: Ein Papagei und sein Nilpferd

Oh, sie hat schon viel erlebt, die Amanda. Sie hat schon alle Nationalmannschaften betreut, mit Horst Seehofer geflirtet und um den Königinnenposten bei der Fränkischen Fastnacht gekämpft. Das sollte doch einiges wert sein. Dennoch scheint Sebastian Reich nicht allzu viel von den Sprachkünsten seiner Begleiterin und Chefstewardess zu halten. Möglicherweise überschätzt er auch nur seine eigenen. Vielleicht trifft beides zu. Zumindest lässt sich nur schwer von rhetorischem Geschick sprechen, wenn der Puppenspieler und Bauchredner aus Würzburg entweder Fragen stellt, die nur mit einem knappen „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden, oder aber die Ausführungen von Nilpferddame Amanda beständig wiederholt, damit nun auch wirklich jeder im nur mäßig gefüllten Haus der Springmaus die Pointen mindestens zweimal hört. Doppelt gesagt hält besser? Wohl kaum. Doppelt gesagt leiert aus – das trifft wohl eher zu.

Bei seinen ersten beiden Auftritten in Bonn (eigentlich sollten es drei sein, nach einer Absage blieben aber nur Termine am Freitag und Samstag übrig) präsentiert sich Reich durchwachsen: technisch gut, aber inhaltlich mäßig. Dem anderthalbstündigen Programm mit dem treffenden Titel „Bauchlandung“ fehlt es schlichtweg an Substanz, ohne besagte Wiederholungen würden die Dialoge wahrscheinlich weitgehend in sich zusammenfallen wie ein missglücktes Soufflee. Schade, denn die Basis ist gegeben. Reichs Figuren sind charmant, ob es nun der blöde Herr Esel („Stimmung! Ich bin Ententrainer!“), die Sachsen-Ratte Ronnie oder der sprechende Doughnut sind. Oder natürlich Amanda, die wie eine sanftere Version von Miss Piggy Sebastian Reich nur gelegentlich herumkommandiert, Schaukelpferdlasagne serviert, nach Spezi-Fischen giert, leidenschaftlich gerne Schlager trällert und mit Gast Manfred flirtet, der ihr zu Beginn der Show eine Unterhose hat zuwerfen müssen. Reichs Stimme erreicht dabei beachtliche Höhen; vor allem bei den Gesangseinlagen der Nilpferddame muss er im Falsett alles geben, Barry Manilows „Copacabana“ anstimmen, „Er gehört zu mir“ (samt Einbeziehung des Publikums) oder eine peinliche Lobhudelei auf Stefan Raab zu Lena Meyer-Landruts „Satellite“.

Den Tiefpunkt des Programms erreicht Reich letztlich ganz ohne irgendwelche Puppen: Aus irgendeinem Grund versucht er sich in einer völlig abstrusen Chapeaugraphie, in der er als Geheimagent auf einem Elefanten nach Muffendorf reitet und dabei mehr schlecht als recht Reminiszenzen an diverse Hollywood-Filme einbaut. Eine zutiefst alberne Szene, die weder der Rahmenhandlung dient noch zur Bauchredekunst passt, dafür aber ein paar Minuten zusätzlicher Programmzeit füllt. Vielleicht weil es sonst an guten Ideen mangelt. Da helfen auch die guten Anlagen nicht. Ein ordentliches Skript muss her. Und zwar möglichst schnell: Nur wenige Tage vor dem Jahreswechsel startet Sebastian Reich sein neues Programm „Amanda packt aus“. 

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