Thorbjørn Risager: Vielseitiger blauer Wirbelsturm

Über kurz oder lang stellt sich nur eine Frage: Welchen Stil beherrscht Thorbjørn Risager eigentlich nicht? Rock, Blues, Boogie, Balkan-Jazz, sogar ein paar Walzer-Takte finden sich im Repertoire des Dänen, der jetzt mit seiner Band „The Black Tornado“ in der Harmonie zu Gast war und ein atemberaubendes Konzert spielte. Alles stimmte: Sound, Licht, Spielfreude. Ein knochentrockener Schlagzeuger, ein präziser Bassist, ein fetzig-knackiges Bläser-Duo, ein brillanter Tastenvirtuose – und mittendrin Risager mit seiner sonoren, leicht rauen Stimme, der sich gerne auch mal auf ein Gitarren-Duell mit Peter Skjerning einließ. High Noon auf Bluesrock-Art. Und jeder Ton ein Treffer.

Während eine derartige Konstellation bei anderen Künstlern schnell mal zur großen Solo-Show wird, bei der der Rest der Band nur schmückendes Beiwerk ist, boten die Dänen Musik aus einem Guss. Denn erfreulicherweise stellte sich Risager, auch wenn sein Name von der Band losgelöst auf den Plakaten steht, nicht ständig in den Vordergrund, sondern fügte sich bestens in die Formation ein und trat auch mal zurück, um seine Mitmusiker ins Rampenlicht kommen zu lassen. So wurde etwa die Boogie-Nummer „The straight and narrow line“ zu einem Fest für Saxofonist Kasper Wagner und Keyboarder Emil Balsgaard, die sich gegenseitig die Bälle zuwarfen und in langen Instrumental-Partien begeistern konnten. Und Risager? Strahlte dafür kurz darauf bei der einzigen Cover-Nummer des Abends, der einst von Nat King Cole im gleichnamigen Film gesungenen Ballade „China Gate“, die Risager deutlich kantiger und dadurch prägnanter präsentierte. Herrlich.

In der zweiten Konzerthälfte drehte der Blues-Tornado erst so richtig auf, wirbelte Steine und Erde empor, wurde härter, aber dadurch keineswegs schlechter. Die wiegenden Armbewegungen des Publikums bei „On my Way“ verschwanden zu Gunsten von euphorischem Klatschen und enthusiastischem Call-and-Response-Gesang, was auch auf der Bühne gut ankam. „Schönes Leben, schöne Leute, alles ist gut“, sagte Risager erfreut, bevor er in der Zugabe noch einmal alles vorherigen Stücke toppte. Schönes Konzert, müsste man noch anfügen. Aber irgendwie versteht sich das fast schon von selbst. Bleibt nur, auf die Rückkehr des Tornados und seines Meisters zu warten. Im kommenden Jahr soll der Wind sie wieder nach Bonn blasen. Hoffentlich.

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