@rheinkabarett: Sketche aus gefühlten 100 Jahren

„Hier liegen die Geschichten auf der Straße“, sagt Andreas Etienne als Begründung für den Erfolg des @rheinkabaretts, bei dem er im Haus der Springmaus zusammen mit seinem „Nachbarn“-Kollegen Michael Müller, der Sirene Susanne Galonska und dem exzellenten Bariton Christoph Scheeben so manche schlechte rheinische (beziehungsweise menschliche) Eigenart genüsslich auf die Schippe nimmt. Jetzt, nach gefühlten 100 Jahren in sicherlich genau so vielen Solo-, Duo- und Vierer-Programmen, blickt das Quartett zurück – und holt ihre besten Sketche wieder auf die Bühne. Ein Feuerwerk aus Klamauk und Witz, gespickt mit Skurrilitäten, Übertreibungen und so mancher bewusst ausgekosteten Peinlichkeit.

Letztere spielen sich vor allem im Ausland ab, wo man sich ja immer so gut auskennt, die Sprache meisterhaft radebrechen kann und letztlich im Alleingang für die grandiose Wirtschaftsleistung der Tourismushochburg verantwortlich ist. Das gilt aber nur für die eigene Person, niemals für andere – und so steigern sich die Vier schon in einem Flieger nach Kreta in einen Wettkampf von Alliterationen, Reimen und Wortspielen hinein, der immer wieder ins Vulgäre taumelt, aber glücklicherweise nie stürzt. In einem kleinen italienischen Restaurant dann wieder Auftritt eines von sich so überzeugten Paares („mit uns fängt die Saison an“), das sich durch einen Freund der Familie des Gastronomen zurückgesetzt fühlt und der brodelnden Eifersucht anheim fällt. Und dann natürlich, besonders köstlich, Männer unter sich, am gemeinsamen Sangria-Eimer mit ihren Abenteuern prahlend.

Daneben karikiert das @rheinkabarett-Ensemble die rheinische Hilfsbereitschaft, ob diese nun angebracht ist oder nicht, stellt Hochzeits-Crasher vor, die nicht auf Mitleid, sondern nur auf den Leichenschmaus aus sind, und porträtiert ihre Kunden übers Ohr ziehende Handwerker beim Frühschoppen am Imbissbüdchen. Etienne darf zudem zweimal in das von ihm so geliebte Oma-Kostüm klettern und die Enkel zuerst zur Weißglut und schließlich zur Verzweiflung bringen, während Scheeben seiner Stimme Auslauf geben kann, indem er Puccinis „Nessun Dorma“ und Agustín Laras „Granada“ neu interpretiert, sie in ein „Heidewitzka“ und eine Auto-Hymne verwandelt. Insgesamt eine Mischung, die ankommt: Bei der Premiere zeigte sich das Publikum begeistert und spendete minutenlangen Applaus.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0