Klüpfel und Kobr: Mitmach-Krimi mit Kommissar Peinlich

Das Mantra ist denkbar einfach: „Leckt's mich doch alle mal kreuzweis kreuzkruzifixnochamal ihr malefizhuramentverreckte Saubande.“ Nur ohne Leerzeichen. Schon ist man im Kopf von Kommissar Kluftinger, dem Vorzeige-Allgäuer und Bauern-Columbo, seines Zeichens Hauptfigur von bislang sieben erfolgreichen Romanen des Autoren-Duos Michael Kobr und Volker Klüpfel. Und neuerdings der Leidtragende eines Versuchs seiner beiden Schöpfer, mit ironisch gebrochener multimedialer LitComedy dem Kollegen Frank Schätzing zu zeigen, wo in der Scheune der Hammer hängt.

Was auch durchaus her hätte unterhaltsam sein können, wenn es nicht am rechten Maß gefehlt hätte. So jedoch wurde der Abend nicht etwa zu einer amüsanten feinen Lesung der besonderen Art, sondern zu einer Aneinanderreihung platter Pointen und brachialer Kalauer. Bei der gelegentlich mal der Name Kluftinger genannt wurde.

Der viel gepriesene Charme und Witz der Romane war nur in einigen seltenen Momenten zu spüren, dann nämlich, wenn Klüpfel und Kobr sich tatsächlich einmal zurückhielten: Wenn die Kabbeleien heruntergeschraubt und die Mitmach-Elemente ohne allzu großen Terz orchestriert wurden, wenn also die Autoren endlich einmal der Qualität ihres Textes vertrauten und diese wirken ließen, blitzte für einen Moment jener Funken auf, der ursächlich für all das Lob sein dürfte, mit dem die Kluftinger-Geschichten regelmäßig überschüttet werden. Leider handelte es sich dabei um Ausnahmen, da es sich das Bühnenpaar in ihren Rollen als ewiger Grantler und selbstverliebter Besserwisser nicht nehmen ließen, wirklich jedes Klischee zu bedienen. So wurde ein Mann aus der ersten Reihe kurzerhand zur Vorzeige-Kuh, während die restlichen Zuschauer wahlweise zum kollektiven Fluchen, Traktor-Stottern oder Wind machen verdonnert wurden. Dazu gab es in regelmäßigen Abständen Werbespots zum Abgewöhnen (vom Käse-Parfüm bis zur Euter-Sex-Hotline ist alles dabei) sowie andere Einspieler im Joko-und-Claas-Stil, auf die das Autoren-Duo besser verzichtet hätten.

Denn weniger wäre wie so oft mehr gewesen. Mehr Lesung, weniger Quatsch. So amüsant es auch zu Anfang war, wenn Kobr und Klüpfel sich bei den Versuchen, die entsprechende Roman-Atmosphäre zu erzeugen, gegenseitig zur Weißglut brachten, indem sie ständig die Erzählsituation aufbrachen und selbst das gelegentliche Knarzen in ihren Mikrofonen eloquent einzubauen wussten, so nervtötend wurde dies nach den ersten 20 Minuten. Zumal Kluftinger durch die ganzen Einwürfe und Kommentare mehr und mehr zur völligen Witzfigur mutierte, der beim Yoga-Kurs seinem Gegenüber und intellektuellem Erzfeind Dr. Martin Langhammer die Pest an den Hals wünschte, kriminal- oder ermittlungstechnisch aber nichts vorzuweisen hatte. Wie auch, wenn die Autoren darüber hinaus noch von einem Buch zum nächsten wechselten, so dass ein Eintauchen in eine Handlung ohnehin Makulatur war. Kluftinger, so schien es zumindest, war nichts weiter als ein prominentes Aushängeschild für ein paar Gehversuche in der Stand-Up-Comedy. Und was würde der Kommissar dazu sagen? Wahrscheinlich würde er sein Mantra rezitieren. Lauthals. Und mit Recht.

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