Das GlasBlasSingQuintett: Katzengrüße mit Leergut

Fünf Musiker hängen an der Flasche und alle finden's toll: Das passiert auch nur dem GlasBlasSing Quintett, dem ersten und einzigen musikalischen Pfandverwertungssystem Deutschlands. Im Pantheon blies sich die ungewöhnliche Formation durch Rock-Klassiker und selbst geschriebene Songs im Basta-Stil, beschwor Stubentiger, Gesprächsreduktion, Chrompopel und Sternenhimmel und bewies einmal mehr, dass Flaschen in der Konzertwelt noch immer viel zu gering geschätzt werden.

Die Kreativität des Quintetts ist bemerkenswert: Von Flachmaninov bis Jelzin-Orgel, von Cokecaster bis Bottle Drum reicht ihr Instrumentenfundus, dazu kommen zahlreiche wohlgestimmte und -temperierte Standard-Glas- und Plastik-Körper. Und eine gerne eingesetzte Loop-Machine, um auch komplexere Arrangements realisieren zu können. Vor allem Cover-Versionen fordern den Leergut-Bläsern einiges ab – im Pantheon setzten sie unter anderem auf Dave Brubecks „Take Five“ (samt ausgiebiger Soli), den Elvis-Smash-Hit „A little less Conversation“ und Queens „Bohemian Rhapsody“, wobei letzteres flaschentechnisch exzellent, gesanglich aber gerade in den Kopfstimmen etwas schwach war. Großartig dagegen Aloe Blaccs „I need a dollar“ (im GlasBlasSing-Jargon „I need a bottle“), bei dem gleich fünf Drucksprühflaschen für einige rhythmische Überraschungen und einen kleinen Ausflug zu „Pulp Fiction“ sorgten.

So erfreulich auch die frischen Interpretationen von Welthits waren, so ernüchternd waren die Eigenkompositionen. Vor allem textlich verweilten die fünf Glasbläser hier unnötigerweise permanent auf der Klamauk-Schiene, bedienten Klischees über Männer und Autos, lästerten über Körperschmuck, ermüdeten mit einer Stauschau oder strichen Buchstaben aus Städtenamen. Von emotionaler Bandbreite keine Spur: Lediglich das unglaublich putzige zweite Abenteuer des in einem früheren Programm erstmals besungenen Fahrrad fahrenden Katers, bei dem sich das Quintett fröhlich und charmant bei Reinhard Mey, Nena und Hubert Kah bediente, konnte wirklich überzeugen. Schade – da hätte man mehr raus machen können.

Insgesamt sorgte das GlasBlasSing Quintett dennoch für eine sehr unterhaltsame Show inklusive Mitmach-Spiel, bei dem Geburtstagskind Helen dank einer vorherigen geheimen Intervention der Mutter zwangsverpflichtet wurde und im Flaschenlied-Memory antrat. Das Publikum war begeistert und dankte den Flaschen und ihren Meistern mit herzhaftem Applaus.

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