Leipziger Pfeffermühle: Himmelsverwaltung mit irdischen Problemen

Teilweise bissig und teilweise billig: So könnte der Auftritt des Kabaretts „Leipziger Pfeffermühle“ im Haus der Springmaus umschrieben werden. Denn auf scharfzüngige Problemanalysen und bitterböses (leider etwas zu exzessives) Banken-Bashing folgte fast unweigerlich irgendein Kalauer oder ein überzogener Sketch über sächselnde Politessen, himmlische Hobby-Heimwerker oder die abnehmende Spermienqualität – schwache Momente in einem Programm, das diese eigentlich gar nicht nötig hätte. Zumindest wenn es sich selbst etwas ernster nehmen würde. Andererseits sind Engel auch nur Menschen. Mit Profilierungs- und Kaffeesucht.

Im Himmlischen Öffentlichen Dienst rotieren nämlich die geflügelten Helfer Gottes: Was da auf der Erde passiert, das passt auf keine Kuhhaut. Und das ausgerechnet während eines massiven Stellenabbaus auf Wolke 7. Da kann ja nichts besser werden – mit gerade einmal drei Mitarbeitern für ganz Deutschland lassen sich eben keine Wunder mehr bewirken. Zumal Frau Peters (Manja Kloss), Herr Pollmann (Rainer Koschorz) und Herr Paschke (Dieter Richter) ihre eigenen Probleme haben. Die in dieser Konstellation häufig in Klamauk ausarten. Vor allem Manja Kloss scheint die überzeichneten Rollen für sich gepachtet zu haben: Mal erscheint sie als Randstreifen-Domina, dann wieder dank einiger sexistischer Sprüche ihrer Kollegen als ziemlich lächerliche Mischung aus Hulk und Nina Hagen, zwischenzeitlich gar als über NPD und Verfassungsschutz gleichermaßen lästernder Hitler, der es dank seines alten Netzwerks zum Vatikan ebenfalls ins Elysium geschafft zu haben scheint. Immerhin löst sich letzteres dann doch auf, sonst hätte man nicht nur am himmlischen Humor, sondern auch gleich an der himmlischen Gerechtigkeit zweifeln müssen.

Dabei geht es auch anders: Die verbalen Auseinandersetzungen zwischen den Engeln Pollmann und Paschke sind politisch aufgeladen und in manchen Momenten (vor allem den leiseren) wahrlich brillant. Wenn das Solidarprinzip am Beispiel der Kaffeekasse ad absurdum geführt oder der Europäische Schutzmechanismus ESM kurzerhand zur Legalisierten Insolvenzverschleppung Europäischer Staaten (kurz LIES) umbenannt wird, regt sich nicht nur im Senior-Beamten Paschke der Wunsch nach mehr Steinbrüchen für so manche Wirtschafts- und Polit-Größen. Mit seiner Kritik hält dieser ohnehin nicht hinter dem Berg: Die Zeiten, als noch doppeldeutige Satire das Werkzeug des Vertrauens war, sind längst vorbei. Schade eigentlich. Manchmal wäre das auch im Himmel hilfreicher als so mancher gesungene Gesundheits- oder Abschusslisten-Schlager. 

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