Rock4: In den Höhen weder schön noch spannend

„Über uns sagt man oft, dass wir gar nicht nach Rock aussehen“, erklärt Luc Devens. „Wir sind viel zu nett, viel zu brav.“ Ein Vorurteil, das leider zutrifft. Denn auch wenn die Idee hinter dem niederländischen a-capella-Quartett Rock4 darin besteht, „zu singen, was wir wollen, wo wir wollen und wie wir wollen“, fordern die Stücke, die die Vier in ihrem Programm „Voices“ im Pantheon zum Besten geben, doch auch eine gewisse Spannung. Und genau daran mangelt es in vielen Fällen. Uninspirierte Arrangements, die sich oft wie Kaugummi ziehen, werden den Originalen nur bedingt gerecht, ebenso wie die häufigen Intonationsschwächen in jenen Höhen, in die sich Frontmann Devens mit bemerkenswertem Elan immer wieder hinaufschwingt. Dabei kann Rock4 weitaus mehr. Manchmal.

Die drei Lucs (Devens, Nelissen, Lucas Blommers) und Bass Björn haben sich stimmlich aber auch einige äußerst anspruchsvolle Stücke für eine reine Männer-Formation ausgesucht. Stücke, in denen Tenor Devens zu brillieren versucht. Und dabei, wenn man genau hinhört, scheitert. Mal ist der Lagenausgleich nicht sauber („God only knows“), mal sitzen die Töne in der Kopfstimme nicht hundertprozentig (etwa bei Supertramps „School“). Trauriger ist aber, dass es an Ausstrahlung mangelt, die expressive Dynamik bei dem stark zusammengestrichenen „Stairway to heaven“ ebenso fehlt wie der spannungsgeladene, emotionsreiche Falco-Duktus im Sprechgesang von „Jeanny“. Warum nur? Immerhin zeigt Devens an anderer Stelle, was er kann, macht bei der inoffiziellen niederländischen Nationalhymne „Hocus Pocus“ (die sowohl gesanglich als auch humoristisch auf dem erwarteten Niveau ist) in den Höhen richtig auf, kann bei „In the air tonight“ mit seiner Bruststimme überzeugen und ordnet sich auch mal unter, um den anderen Lucs die Chance auf die Führungsstimme zu geben. Was die beiden bravourös nutzen: Lucas Blommers strahlt bei dem leider etwas zäh gesetzten „Mad World“, während der sonst auch mal als grandioser Beatboxer auftretende Luc Nelissen mit Peter Kingsburys „Only the very best“ für einen der Höhepunkte des Abends sorgt. Geht doch.

Das Publikum hat Rock4 trotz aller Kritik schnell auf ihrer Seite. Bei all diesen Rock-Hits kein Wunder, zumal das Quartett vor allem im zweiten Teil auf die Zuhörer eingeht: Als Devens am Ende von „Sledge Hammer“ die Melodie von „Tom's Diner“ pfeift und der Saal antwortet, singt der Tenor kurzerhand das ganze Stück, darauf vertrauend, dass irgendjemand im Pantheon ihm im Notfall mit dem Text aushelfen kann. Das schweißt zusammen, ebenso wie das fröhliche Aufteilen bei „Crazy“ samt Posieren für Fotos. Und als dann, nach einem wirklich grandiosen „Insomnia“ von Faithless, alle bei dem Standard-Beat-Arrangement von Coldplays „Viva la vida“ mitsingen dürfen, gibt es kein Halten mehr. Standing Ovations für die schöne Stimmung am Schluss. Für mehr aber auch nicht.

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