Kal David: Präsenz sticht Technik

Virtuose Blues-Gitarrenklänge in technischer Perfektion, ein dynamisches Schlagzeug, ein zurückhaltender Bass und ein verspieltes Keyboard: Eigentlich bietet die Gregor Hilden Band in der Harmonie alles, was man sich wünschen kann. Eigentlich. Denn bei aller Brillanz, mit der Frontmann Hilden George Bensons „Breezing“ selbstbewusst „verbessert“ oder im eigenen „Golden Voice Blues“ seine Gibson Les Paul vom feinsten Piano (teilweise mit abgeschaltetem Verstärker) bis hin zum krachenden Fortissimo jagt – irgendwas fehlt. Und als dann endlich nach 40 Minuten gesanglosem Blues der Mann des Abends die Bühne betritt, wird auch klar was. Präsenz. Ausstrahlung.

Eben das, was Kal David im Überfluss hat. Der Gitarrist, der schon mit Größen wie John Mayall, Stevie Wonder und Etta James gespielt hat und dennoch zu den zu Unrecht unterschätzten und unbekannten Musikern gehört, dominiert die Harmonie sofort, wird von Anfang an frenetisch gefeiert. Zu recht. Energetisch, aus dem Bauch heraus spielend, immer dem Publikum zugewandt jagt er über die Saiten, spielt dabei keinen Ton zu viel und spornt die Band so zu neuen Höchstleistungen an. Ein kleines Call-and-response-Spiel mit Keyboarder Horst Bergmeyer, und schon blüht der auf. Auch der rein instrumentalen Musik bereitet er ein Ende, spielt den Blues nicht nur, sondern singt ihn auch. Und wie. So könnte Eric Burdon in Bestform geklungen haben.

Doch es geht noch besser. Nach Kal David kommt nun auch seine Ehefrau Lauri Bono nach oben, lässt ihren Mann einfach spielen und greift selbst zum Mikro. Soulig, kraftvoll, einzigartig. „I idolize you“, singt sie Kal zu – und das Publikum summt leise mit, beide meinend. Jetzt kann es erst so richtig losgehen, zumal irgendwann auch Gregor Hilden wieder die Bühne erklimmt, sich in die zweite Reihe stellt und dennoch Kal David an den richtigen Stellen mit seiner herausragenden Technik Paroli bieten kann. Eine tolle Kombination, die mit dem Duett „Heartache“ von Kal und Lauri für den ersten großen Höhepunkt des Abends sorgt. Auch das funkige „Free“ begeistert, nicht zuletzt dank eines exquisiten Drum-Solos von Dirk Brand und ausgiebiger Gitarren-Passagen. Die spielen im letzten Teil des Konzerts ohnehin eine prominente Rolle: So erinnert Kal mit „While my Guitar gently weeps“ und ausnahmsweise ganz ohne Gesang an George Harrison, kurz darauf greift er zusammen mit Hilden Jimi Hendrix auf („Red House“). Und gelangt schließlich zu Muddy Waters. „Das ist der Song, den er als Zugabe gewählt haben würde“, sagt er bei „Get my Mojo workin'“. „Und wenn er gut genug für ihn war, ist er auch gut genug für mich.“ Stimmt. Ist er. 

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