Prix Pantheon 2013: Allgäuer Bänkerhumor triumphiert

Es war ein enges Rennen: Poetry-Slammer, Liedermacher, moderne Clowns, Musikkabarettisten und freche junge Welterklärer haben sich beim diesjährigen Prix Pantheon, einem der renommiertesten Kleinkunstpreise Deutschlands, die sprichwörtliche Klinke in die Hand gegeben beziehungsweise sie sich von Moderator Hennes Bender geben lassen. Zwölf großartige Künstler, unter denen jedoch keiner dominierte, zeigten unter den aufmerksamen Blicken der fünfköpfigen Jury und der Pantheon-Urgesteine Fritz und Hermann (Rainer Pause und Norbert Alich) Ausschnitte ihrer Programme. Ein Wettstreit auf Augenhöhe.

Und so war die Entscheidung der  Jury am Ende des zweitägigen Kabarett-Marathons bis zum Schluss nicht wirklich vorhersagbar. Viele hätten die begehrte Trophäe erhalten können: Sprachpoet Torsten Sträter zum Beispiel, der in seinen herrlichen Texten Fleischwurstschnorrereien, Ziegenklöten, Frauenfußball und „Pretty Woman“ zu einer einzigartigen Melange verarbeitete. Oder das schräge Daltons Orckestrar mit seiner Subkontrabassbalalaika, Walgesängen und Konfettikaskaden.

Doch schließlich fiel die Entscheidung zugunsten von Maxi Schafroth. Der sympathische Allgäuer setzte in seinem Programm auf den Kontrast zwischen Land- und Volkswirten, auf Bauernschläue im Bänkeralltag, den er aus erster Hand kennt. Ein enger thematischer Rahmen, den Schafroth aber mit amüsanten Anekdoten spickte, während sein Bühnenpartner Markus Schalk kleine Gitarrenbegleitungen einflocht. Der Charme und die Leichtigkeit der beiden waren zwei der Gründe der Jury, den 28-Jährigen als Sieger zu küren und sein Wirken als „Win-Win-Situation für das Kabarett“ zu bezeichnen.

Für die anderen Künstler bleibt nun die Hoffnung auf die Gunst des TV- und Online-Publikums. Ab dem 19. Mai strahlt der WDR die Wettkampftage aus und lässt die Zuschauer im Internet für ihren Favoriten abstimmen. Gute Chancen dürfte dabei das Berliner Duo Hortkind haben: Mit ihrem Visual Stand Up, einer Mischung aus alberner Clownerie und beeindruckender Akrobatik samt perfekt choreographierter Slow-Motion-Schlägerei und SM-Stepnummer, haben sie im Pantheon einen optischen, wenn auch nicht unbedingt inhaltlichen Höhepunkt gesetzt. Ähnliches galt für Senkrecht und Pusch – das so hervorragend zusammen passende Paar aus Pianisten und langem Lulatsch erging sich unter anderem in einem Luftinstrumentenwettstreit. Auch Team & Struppi könnten mit ihrer politisch-kritischen, aber respektlosen Art bei jungen Zuschauern punkten, obwohl das Duo beim Prix Pantheon hinter seinen Möglichkeiten zurückblieb.

Dabei äußert sich Qualität teilweise auch in leiseren Tönen. Etwa in den sanften Liedern der bezaubernden Singer-Songwriterin Fee Badenius, die mit unschuldig wirkender Stimme und bissig-spitzen Texten über Schmetterlinge in Arbeit und Gemüsemänner nachdachtet, für die Kabarettbühne aber ruhig noch schärfer sein dürfte. Etwa so wie Sarah Hakenberg, die in ihren in die heutige Zeit übertragenen Versionen des Struwwelpeters vom Kinderfest der NPD sang oder Hündchen in München lynchen wollte. Böse. Bitterböse sogar, ihren Kollegen Thomas Lienenlüke damit übertrumpfend, der dafür Deutschlehrer in Jack-Wolfskin-Jacken zu einem Ohrwurm-Thema machte und mit einem bedrückenden Lied über Amokläufer Ernsthaftigkeit zwischen die Absurditäten des Alltags quetschte. Letztere trieb Anton Grübener auf die Spitze, fand Affenfleisch in der Pferdewurst, sprach und dachte drei Katzen gleichzeitig und sorgte mit seinem abgedrehten Witz sowohl für Begeisterung als auch für Verwirrung. Kirsten Fuchs präsentierte sich derweil wie der bereits erwähnte Torsten Sträter mit brillanten Texten, ließ allerdings die Bühnenpräsenz und Coolness ihres Kollegen vermissen. Und Martin Zingsheim versuchte, die Welt wieder mit den Augen der Kinder zu sehen und wartete bei der Liebe auf das einsetzende Stockholm-Syndrom.

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