„Nur für Erwachsene“: Krimi-Klamauk mit tieferem Sinn

Eine verführerische Staatsanwältin, ein sexgeiler Cop, sein dauerbesoffener, im späteren Verlauf des Stücks in einen rosa Trainingsanzug gewandeter Partner sowie dessen unschuldig-tumbe Ehefrau: Typische Klischee-Charaktere bevölkern George F. Walkers „Nur für Erwachsene“, das am vergangenen Dienstag in der Werkstatt des Theaters Bonn Premiere feierte. Abgewrackte Gestalten, die sich alle um einen letzten Rest von Anstand bemühen, die sich aufgegeben haben und doch noch etwas richtig machen wollen. Ein Ansatz, der in dem Spannungsfeld von düsterem Psycho-Krimi und Screwball-Komödie allerdings keinen leichten Stand hat.

Wannabe-Macho und Polizist Max (beinahe schon eine Parodie auf „Der letzte Bulle“: Nico Link) hat in einem verlebten Motel-Zimmer eine Affäre mit der abgebrühten und heißen Staatsanwältin Jayne (Maria Munkert mit überraschend viel Straßensprache). Doch neben dem Sex geht es beiden um mehr: Jayne braucht das Geständnis eines jungen Mannes, um einer Angeklagten zu helfen, und bittet Max, ein bisschen Druck auszuüben – und dieser wiederum benötigt Hilfe bei der Suche nach einem Verbrecher. Ein kleiner Deal, ein bisschen Klüngel, ein Geben und Nehmen. Keine große Sache, wäre da nicht Donny, der Partner von Max, Ein Alkohol- und Nuttensüchtiger Cop, den der nicht ganz textsichere Wolfgang Rüter als eine Mischung aus Harald Juhnke und Dieter Hallervorden spielt. Eine Figur, die nichts mehr auf die Reihe kriegt, die völlig kaputt ist und mit einem schweren Lapsus eine Tragödie initiiert, in die schließlich auch Ehefrau Pam hineingezogen wird (leider recht farblos und eindimensional: Anastasia Gubareva). Denn ausgerechnet den zu einer Aussage zu zwingenden Jüngling bringt er zum Motel, ohne ihn zu untersuchen, übergibt ihn Max – und der kehrt mit einer Messerwunde zurück. Und einem weiteren Toten auf dem Kerbholz.

Eigentlich ist der Stoff prädestiniert für ein düsteres Kammerspiel: Verkorkst-verkommene Gestalten, psychologische Offenbarungen, eine Spirale der Verzweiflung. Doch Regisseurin Nadine Scheck, die bereits das Vorgängerstück „Genie und Verbrechen“ in Bonn inszenierte, setzt stattdessen auf eine vom Autor auch intendierte Sex-and-Crime-Persiflage, die in ihrer Überzeichnung die Tiefe des Stücks an einigen Stellen hervorhebt, vielfach aber auch übertüncht. Maria Munkert gelingt der Balance-Akt zwischen Ernsthaftigkeit und Witz vor allem in den anfänglichen Bettszenen noch am besten, während etwa Nico Link schon zu plakativ in die Kalauer-Ecke gedrängt wird und erst im Zusammenspiel mit dem seine Rolle noch stärker karikierenden Wolfgang Rüter die erhoffte Coolness herausarbeitet. Für diese Art der leichten Theaterunterhaltung reicht dies jedoch aus. Wer sich übrigens gleich einen doppelten Walker genehmigen möchte, kann dies am 28. Juni tun: Dann spielt das Theater Bonn „Genie und Verbrechen“ und „Nur für Erwachsene“ direkt hintereinander.

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