Darren Williams: Der erste Eindruck kann täuschen

Der erste Eindruck täuscht oft – davon kann Darren Williams nun ein Liedchen singen. Auf den Plakaten, die zuletzt die Deutschlandpremiere des australischen „Stimmwunders“ im Bonner Pantheon bewarben, sah er ein bisschen aus wie eine verjüngte Mischung aus Howard Carpendale und Jürgen Drews, auf seiner Homepage erinnert ein Bild gar an Florian Silbereisen mit Goldmähne. Anscheinend keine schlechten Voraussetzungen für Australien und die USA, wo Williams bislang euphorisch gefeiert wurde. Anders in Deutschland: Lediglich 30 Musikfans kamen am Donnerstagabend zu seinem Konzert. Könnte am ersten Eindruck liegen. Dabei hat Williams einiges zu bieten. Über fünf Oktaven soll sein Goldkehlchen trällern können, und auch wenn man am Donnerstag nicht genau nachmessen konnte, ist der Stimmumfang des australischen „Entertainers of the Year“ beachtlich.

Ein sonores „Old Man River“ stellt ebenso wenig ein Problem dar wie „Staying Alive“ von den Bee Gees. Williams singt technisch exzellent, absolut sauber, immer mit diesem Sonnenschein-Lächeln auf den Lippen, so als ob es ihm egal wäre, dass der Saal im Pantheon so leer ist wie schon lange nicht mehr. Die Anwesenden schließen den sympathischen Beau, der dank neuer Frisur und Ricky-Martin-Hüftschwung mit dem Mann auf den Plakaten keine Ähnlichkeit mehr hat, schnell ins Herz. Erfolg beim zweitem Eindruck.

Und dann kommt der dritte Eindruck, das erste echte Hinhören – und die große Ernüchterung. Denn auch wenn Darren Williams selbst seine Stücke fehlerfrei darbietet, dürften seine beiden Begleitmusiker noch mindestens zwei Wochen intensiver Proben brauchen. Und ordentliche Arrangements statt weitgehend uninspirierter Standard-Sätze. So beschädigt etwa bei der eigentlich wunderschönen Ballade „You raised me up“ zuerst Keyboarder Lutz Angermann mit einem fiesen Orgel-Sound die genussvolle Stimmung, bevor Drummer Marcel Wasserfuhr das Stück schließlich zu Tode trommelt. Autsch! Nicht der erste Fehler dieser Art – und auch nicht der letzte. Vor allem Wasserfuhr wirkt überfordert: Fast immer zu laut und regelmäßig aus dem Takt bleibt der Blick kontinuierlich auf die Noten gehaftet, so dass er selbst deutliche Signale Darren Williams übersieht, der etwa bei „Hey Jude“ das Ende auskosten und das Tempo drosseln möchte.

Auch etwas anderes fällt auf: Darren Williams ist ein Mann der Musicals. Ob es „Bring him home“ aus „Les Miserables“ ist oder „The impossible dream“ aus „Man of La Mancha“ – Williams öffnet sich, schmettert die Hymnen mit voller Stimme in den Saal. Noch besser wird er mit einem schönen Co-Star. Bei zwei Liedern bittet er die großartige Bonner Sängerin Adrienne Haan auf die Bühne, mit der er bereits in Sydney auftrat und die ihm im Bonner Pantheon fast die Show stiehlt. Beide harmonieren hervorragend miteinander – die Duette gehören zu den Höhepunkten des Abends. Schwächen zeigt Williams dagegen bei Singer-Songwriter-Titeln. Weder „Cats in the Cradle“ noch „Walking in Memphis“ können überzeugen, es fehlt an Emotion – und an Ruhe. Williams hetzt durch diese Stücke, hämmert zum Teil selbst in die Tasten oder in die Gitarren-Saiten, verzettelt sich dabei und drängt noch mehr nach vorne. Wäre alles kein Problem, wenn ein souveräner Drummer ihn im Zaum halten würde – nur der fehlt. Und so bleibt am Ende des Konzerts ein leicht bitterer Nachgeschmack. Trotz eines 5-Oktav-Sympathieträgers. Na gut – erstes Konzert, erster Eindruck. Vielleicht täuscht der ja. 

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