Basta: Kollision von Blödsinn und Qualität

Es scheint, als wäre der Stern von Basta im Sinken begriffen. Das a-capella-Kronprinzen-Quintett, das noch vor wenigen Jahren das Brückenforum in Beuel ohne Probleme mit etwa tausend begeisterten Fans zu füllen wusste, musste für das Konzert am Samstag wegen des nur mäßigen Vorverkaufs kurzfristig ins Bonner Pantheon umziehen. Deutlich gemütlicher, aber eben auch um zwei Drittel kleiner.

Nun sitzen etwa 300 Menschen dicht an dicht, um einen unterhaltsamen Basta-Abend zu genießen – und lassen sich auch von diversen Schwächen der Band nicht davon abbringen. Vor allem die stimmlichen Leistungen der a-capella-Formation können nur zum Teil überzeugen: Sind die manchmal auftretenden kleinen Intonationsfehler noch zu verzeihen, kann man selbiges nicht über die quietschenden Höhen sagen, die etwa das ohnehin niveauarme „Sitzen oder Stehen“ oder das eigentlich amüsante „Bratislava Lover“ bei genauerem Hinhören zu einer Tortur werden lassen. Egal: Die echten Fan rasten bei letztgenanntem Song dennoch aus, da der Hit trotz der mäßigen Tenöre einen beträchtlichen Charme versprüht.

Leider lässt sich das nicht von allen Songs des Abends sagen, die fast ausschließlich von der neuen CD „Basta macht blau“ stammen. Kreative Ansätze wie das wunderbar zornige „Abschalten“, die gut arrangierten „Optische Enttäuschungen“ oder das erstklassige, einfühlsam gesungene und erfreulicherweise völlig ohne den sonst üblichen Basta-Blödsinn auskommende „Meine liebsten Lieder“ kollidieren mit sowohl in textliche als auch in musikalische Niederungen vordringenden Songs über Frühstücksfetischisten oder eingezogene Bäuche. Dazu ein offenbar von RTL Samstag Nacht inspiriertes „Liechengrand“ – und wenn es scheint, als könnte das Niveau nicht noch weiter nach unten gehen, wird kurzerhand einer der ohnehin totgenudelten Abba-Hits reanimiert, der „Super Trooper“ zum weihnachtlichen „Super-Puter“ und das „S.O.S.“ zu „Esso ess“. Kalauer-Alarm inklusive. Und das Publikum? Ist begeistert. Warum auch immer.

Zwischen diesen Extremen kauern zahlreiche Songs in typischer Basta-Manier: Mal mehr, mal weniger albern gesungene Comedy mit beinahe austauschbarem Begleitgesang über iPhones, scheiternde Anmachversuche, Gegensätze und Spielerfrauen. Dabei hat Basta das überhaupt nicht nötig, wie nicht nur „Meine liebsten Lieder“ beweist, sondern auch die fantastische Parodie „Being Reinhard Mey“, die mit viersaitiger Vokalgitarre und geschickten Anleihen am Liedermacher-Liedgut ein weiterer musikalischer Höhepunkt ist. Warum nicht mehr davon? Aber vielleicht ist bei Basta wirklich die Luft raus, der Erfolgs-Höhenflug über den Wolken kurz vor dem Ende. Das kann einen Crash bedeuten – oder eine letzte Chance. Aber bitte ohne „S.O.S.“

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