Manche Episoden im Leben wird man einfach nicht los. Sie bleiben in Erinnerung, egal wie weit sie in der Vergangenheit liegen. Sie definieren die eigene Biographie, und im schlimmsten Fall wird man auf diese Zeitspanne reduziert, auch wenn man viel mehr zu bieten hat. So wie bei Carl Verheyen. Der US-Gitarrist war 1985 und 1986 als Ersatzmann sowie von 1996 bis 2002 und dann noch einmal von 2010 bis 2012 als festes Bandmitglied Gitarrist bei Supertramp, insgesamt also elf Jahre lang, wenn man die ganzen Pausen rausrechnet. Macht sich ohne Frage gut im Lebenslauf, auch wenn der Stern der legendären Formation damals schon im Sinken begriffen war. Doch angesichts einer fünf Jahrzehnte umfassenden Karriere mit zahlreichen Veröffentlichungen unter dem eigenen Namen ist Verheyen doch mehr als das. In der Harmonie hat er jetzt zusammen mit seiner Band gezeigt, was in ihm steckt – und warum er von Musikern und Experten gleichermaßen zu den besten Gitarristen der Welt gezählt wird.
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Mit dem berühmten Supertramp-Sound im Spanbnungsfeld zwischen Pop und Artrock hat Verheyen nur am Rande zu tun. Sein persönlicher Stil besteht eher aus einer Mischung aus Funk, Progressive Rock und Blues Rock, die er aber mit zahlreichen anderen Einflüssen anreichert. Verheyen kann eben fast alles spielen – nicht ohne Grund hat ihn das „Guitar Player Magazine“ 1996 zum besten Studiogitarristen gekürt und die Zeitschrift „Guitar“ zu einem der zehn besten Gitarristen überhaupt. Seine mitunter ausufernden Soli sind fantastisch, facettenreich und niemals beliebig, geschweige denn langweilig. Dazu verfügt er über eine exzellente Band, deren Mitglieder immer wieder Freiräume erhalten, um sich zu entfalten. Was sie auch nutzen. Drummer John Mader, der an diesem Abend Geburtstag hat und dafür gleich zweimal ein „Happy Birthday“ vom Publikum gesungen bekommt, darf sich bei dem jazzigen „Kaningie“ austoben, ebenso wie Keyboarder und Rythmus-Gitarrist Troy Dexter. Aber auch Bassist Fabio Crespiatico kommt zu seinem Recht – nur Background-Sängerin Hollye Dexter zieht es offenbar nicht ins Rampenlicht. Dafür strahlt sie aber unter anderem bei „Hippie Wedding“, da ihre Stimme hervorragend mit dem warmen Gesang von Verheyen harmoniert.
Und was ist mit Supertramp? Die spielen fast keine Rolle. Lediglich unmittelbar vor der Pause erinnert Verheyen an seine Zeit in dieser Band, ansonsten fokussiert er sich auf die eigenen Stücke.
Was auch besser so ist, auch wenn der ein oder andere hartnäckige Supertramp-Fan dies vielleicht anders sehen mag. Doch die Nummern aus Verheyens Feder sind so gut, dass es einem Sakrileg
gleichkommen würde, sie zu streichen. Und Tribute-Bands gibt es schließlich schon genug.
Termin
28.2.2026: Marcus Schinkel, „Tribute to Supertramp“, Harmonie Bonn.
Weitere Informationen und Tickets unter www.harmonie-bonn.de











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