Die Dottendorfer Jazznacht hat sich in den vergangenen Jahren einen hervorragenden Ruf erarbeitet und schon etliche hochkarätige Musikerinnen und Musiker zu Gast gehabt. Dennoch ist der Besuch von Nils Landgren fast so eine Art Ritterschlag für die Veranstaltungsreihe, immerhin gilt „Mr. Red Horn“ als einer der erfolgreichsten und profilitiertesten Jazzer Europas. Normalerweise würde man einen Künstler seines Kalibers eher in der Bundeskunsthalle oder in der Bonner Oper erwarten und nicht im Ortszentrum Dottendorf. Doch dank dem Kölner Pianisten Christian Frentzen ist das Wunder Wirklichkeit geworden: Dieser hat Landgren bei einem anderen Projekt kennengelernt, den Posaunisten und Sänger kurzerhand eingeladen und erst dann Impressario Herbert Kaupert den Termin vorgeschlagen. Der hat natürlich sofort zugeschlagen – und freut sich über ein Konzert, das den Besucherinnen und Besuchern sicherlich noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
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Zunächst braucht das Publikum zwar ein bisschen Geduld, da Bassist Thomas Stieger sich getraut hat, mit der Bahn von Berlin nach Bonn zu kommen, aber schon mit den ersten Tönen wird klar, dass sich das Warten gelohnt hat. Und dabei ist Nils Landgren noch nicht einmal auf der Bühne. Was Frentzen und Co – neben Stieger sind noch The-Intersphere-Drummer Moritz Müller und Gitarrist Norbert Scholly mit von der Partie – mal eben so aus dem Ärmel schütteln, ist wirklich ganz exzellenter moderner Jazz, druckvoll, melodisch, facettenreich und erfrischend. Eigentlich schon jetzt eine runde Sache. Dennoch gelingt es Nils Landgren mühelos, sich einzufinden, auch wenn die interessantesten Stücke jene sind, bei denen der 69-Jährige nicht ausschließlich zu seiner berühmten roten Posaune greift, sondern auch zum Mikrofon. Seine warme, weiche Stimme ist wie geschaffen für Balladen, darunter die Pop-Rock-Nummer „Broken Wings“ von Mr. Mister“, die im Jazz-Gewand nur noch schöner wird, und Stings „Fragile“, bei der Landgren scheinbar mühelos auch in die Höhen kommt.
Dazwischen erklingen immer wieder Instrumentalstücke, die es in sich haben. Mal geht es in Richtung Blues und Funk, dann wieder in Richtung der skandinavischen Piano-Trios oder des Singer-Songwritertums. Dabei geht es Frentzen und seinen Kollegen natürlich nicht um Imitationen, sondern lediglich um Schattierungen und Farbpaletten, mit denen sie dann beeindruckende Klanggemälde schaffen. Das ist ganz große Kunst, ganz großer Jazz, mit Nils Landgren als Sahnehäubchen oben drauf. Das Publikum der Dottendorfer Jazznacht ist dementsprechend euphorisiert und kann sich gleich schon auf zwei weitere Konzerte in dieser Reihe freuen: Am 31. Oktober kommt Joscho Stephan mit einem reinen Gitarrenquartett, und am 5. Dezember kehrt Silje Nergaard zurück.
Termine
31.10.: Dottendorfer Gitarrennacht mit Joscho Stephan
5.12.: Silje Nergaard & Band
20.3.: Frederik Köster - Dark Matter
15.5.: Torsten Goods
Weitere Informationen und Tickets unter www.dottendorfer-jazznacht.de











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