Samu Haber: Fan-Service auf finnische Art

Sein selbstgestecktes Ziel hat Samu Haber bei seinem Besuch auf dem KunstRasen auf jeden Fall erreicht: "Wir möchten euch ein Lächeln aufs Gesicht zaubern und dafür sorgen, dass es euch noch besser geht als vorher", sagt der Sänger und mehrfacher "Voice of Germany"-Juror. Ein hehres Ziel, für das Haber offenbar jedes Mittel recht ist. Mal geht er in den Bühnengraben und damit ganz nah an seine Fans heran, dann wieder holt er drei junge Damen aus Hamburg auf die Bühne und lässt sie zu "Hollywood Heels" ausgelassen herumspringen. Dazwischen ein paar charmante Kommentare in einer Mischung aus Deutsch und Englisch – und dazu dann dieser weichgespülte Rock-Schlager, den der Finne zu seinem neuen Sound gekürt hat und der möglichst einfach gestrickt ist, melodisch und rhythmisch ganz nah am Pop und damit doch eigentlich massentauglich. Das kann doch nur gut werden. Oder?

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QUATSCH KEINE OPER präsentiert



Immerhin 3000 Fans des 49-Jährigen sind deswegen in die Gronau gekommen, 13 Jahre nach Samu Habers letztem Auftritt mit seiner ehemaligen Band Sunrise Avenue - damals war das Areal nicht so voll, was man durchaus als Erfolg verzeichnen könnte. Da scheint es auch keine Rolle zu spielen, dass der Sänger vor allem in der ersten Konzerthälfte immer wieder und erschreckend deutlich die Töne vergeigt, und zwar nicht nur bei seinen neuen Songs. Intonation Fehlanzeige. Das Publikum ist – zumindest in kollektiver Form – deutlich sicherer unterwegs. Dabei kann es auch anders gehen, so wie beim finnischen "Sä", das unter anderem mit einem reizvollen Groove, einem cleveren Arrangement und einer für Haber angenehmen Tonlage aufwartet. Warum Haber sich an anderer Stelle, etwa bei der Piano-Ballade "You destroyed my life", in für ihn unangenehme Höhen quetschen muss, bleibt da ein Rätsel.

Am Applaus der Menge ändert dies nichts, zumal Samu Haber einfach ein unglaublich sympathischer Entertainer mit einer ordentlichen Portion Humor ist, der sich bei einem kleinen technischen Problem nicht zu schade ist, kurzerhand "Schnappi, das kleine Krokodil" anzustimmen (warum auch immer) und ein paar Helfer aus dem Hintergrund für "Crazy" mit Kuhglocken ausstattet. Als Gute-Laune-Rock funktioniert dies erstaunlich gut. Ohnehin wird Samu Haber immer besser, je später der Abend wird – was an diesem Tag allerdings nicht viel bedeutet. Egal: Ein Highlight ist sicherlich "The Elephant", der sich als erfreulich starke Nummer mit einem augenzwinkernden, Shanty-ähnlichen Background-Gesang und druckvollem Spiel erweist. Geht doch. Nur leider entwickelt sich daraus nicht mehr viel: Schon um 21 Uhr, nach knapp anderthalb Stunden Show, gehen Samu Haber und seine Bandkollegen zum ersten Mal von der Bühne. Als Zugabe gibt es noch gleich zwei Mal den Sunrise-Avenue-Hit "Hollywood Hills" (beim ersten Mal sogar mit Playback, was angesichts der Live-Band im Hintergrund schon peinlich wirkt) und dazwischen die schöne Ballade "Seasons", dann ist Schluss. Schade fürs Publikum, dass gerne noch mehr gehört hätte. Zeit dafür wäre sogar noch gewesen. Dennoch geht es beseelt und mit einem Lächeln auf dem Gesicht nach Hause. Was für Samu Haber das Wichtigste sein dürfte.

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