QUATSCH KEINE OPER präsentiert



Moritz Netenjakob: Milchschaumschläger und Fußball-Riten

„Was in meinem Kopf herumspukt, das wollen Sie gar nicht wissen“, behauptet Moritz Netenjakob. Da irrt er. Ganz im Gegenteil wollen die Besucherinnen und Besucher der Springmaus genau das. Deswegen sind sie schließlich gekommen, wegen satirischer Geschichten über Gender-Sternchen (im besten Loriot-Stil) und über Fan-Gesänge in der Philharmonie, wegen der deutschen Antwort auf „Independance Day“ und auch wegen der Dialoge zwischen Udo Lindenberg, Peter Maffay und Rainer Calmund. Es geht eben gerade um diese Kopfgeburten eines leidenschaftlichen Kabarettisten, der sein eigenes Licht unter den Scheffel stellt und hinter den Kulissen ein gefragter Autor diverser Comedy-Formate agiert und auch für viele seiner Kolleginnen und Kollegen schreibt. Einst war er sogar Hausautor im Haus der Springmaus – wo Netenjakob jetzt mit seinem Best-of-Programm „Das Ufo parkt falsch“ einen Einblick in seine Gedankenwelt ermöglicht.

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Bonner Theaternacht: Szenen aus der Zukunft

Der Regen ist ausgeblieben, die Katastrophe auch: Die Bonner Theaternacht war für viele, wenn nicht gar für alle beteiligte Akteure ein großer Erfolg. Sahen die Vorverkaufszahlen noch 48 Stunden zuvor alles andere als gut aus, stürmten Bürgerinnen und Bürger am Termin selbst in Scharen zu dem beliebten Veranstaltungsmarathon, an dem sich etliche freie Gruppen sowie fast alle relevanten Theater der Bundesstadt präsentierten, Ausschnitte aus zukünftigen Produktionen zeigten oder einfach nur einen schönen Abend bereiteten. Vor etlichen der insgesamt 30 Spielstätten waren schon zu Beginn lange Schlangen zu sehen, viele der so genannten Startervorstellungen waren auf einmal ausverkauft – und die Ensembles sorgten dafür, dass sich das Warten ebenso sehr lohnte wie das Weiterziehen. Denn nur wer mit offenen Ohren und neugierigem Blick von Ort zu Ort wanderte, konnte den wahren Reichtum und die Vielfalt der Bonner Kulturszene so richtig schätzen. Auch kultur-kritik war unterwegs und hat längst nicht alles, aber zumindest einiges sehen können. Und manches leider nicht. 

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Sebastian Studnitzky: Klänge einer verwundeten Stadt

Putin lässt nicht locker: Auch nach drei Jahren bombardiert Russland weiterhin die Ukraine, allen Vermittlungsversuchen und Warnungen des Westens zum Trotz. Auch die Großstadt Odessa wird immer wieder das Ziel von Raketen- und Drohnenangriffen. Um daran zu erinnern, tourt derzeit das Kammerensemble des Odesa Symphonic Orchestras (in ukrainischer Schreibweise tatsächlich nur mit einem S) zusammen mit dem Jazz-Musiker Sebastian Studnitzky durch die Bundesrepublik und präsentiert mit „Memento Odesa“ ein ebenso aufregendes wie berührendes Werk, das dem Krieg und dem Leid eine mitunter melancholische, in der Regel aber belebende Leichtigkeit und Schönheit entgegensetzt – so wie jetzt im Bonner Pantheon, wo das Projekt erneut für Begeisterung sorgte.

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Methodisch Inkorrekt: Kreuzzug gegen Schwurbler

Verschwörungstheoretiker und Esoterik-Spinner, Klimaleugner und Werbe-Schwurbler: Die Feinde der ernsthaften Wissenschaft sind Legion. Sie verzerren Statistiken und Fakten, spielen mit Ängsten und Zweifeln, präsentieren einfache (und fehlerhafte) Antworten für einfache Gemüter. Doch Nicolas Wöhrl und Reinhard Remfort machen da nicht mit. Die beiden Experimentalphysiker betreiben seit 2013 den Podcast „Methodisch inkorrekt“, in dem sie naturwissenschaftliche Phänomene erklären, vor allem aber das Erkenntnissystem der Wissenschaft selbst verteidigen, das unter anderem auf Falsifizierbarkeit, Transparenz und Rationalität beruht. Im Pantheon haben Wöhrl und Remfort jetzt ebenso augenzwinkernd wie informativ Magie gewirkt, Töne in Feuer umgewandelt, ein Fahrrad zweckentfremdet und Desinformationen dekonstruiert.

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Jazzfest Bonn: Tastenzauber und Vokalmagie

Ein perfektes Finale für ein herausragendes Festival: Die letzten beiden Doppelkonzerte des eigentlichen Jazzfests Bonn haben einmal mehr Vielseitigkeit und Kreativität in den Mittelpunkt gestellt und eindrucksvoll gezeigt, dass der Musik kaum Grenzen gesetzt werden kann. Zumindest nicht, wenn Hochkaräter wie Jasper van’t Hof, Andreas Schaerer und Hiromi Uehara auf der Bühne stehen und voller Leidenschaft verschlungene, verschnörkelte und verzaubernde Melodielinien zwischen Pop und Modern Jazz präsentieren. Sofern man eine derartige stilistische Einordnung überhaupt vornehmen kann.

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GrioToubab: Rumba aus dem Senegal

Wenn  Pape Samory Seck loslegt, fangen Füße fast schon automatisch an zu tanzen. Der senegalesische Perkussionist, der dem „Over the Border“-Weltmusikfestival seit Jahren treu verbunden ist, verfügt über einen geradezu hypnotischen Groove – ein Talent, das er mit seinen Familienmitgliedern teilt. Einige von ihnen haben vor nunmehr drei Jahren zusammen mit dem Jazz-Pianisten Mike Herting, der in Afrika durchaus als „Toubab“ bezeichnet wird (das Wort bedeutet „alter weißer Mann“) und einigen weiteren Musikerinnen und Musikern die elfköpfige deutsch-afrikanische Band GrioToubab ins Leben gerufen, die nun zum Abschluss von „Over the Border“ im Pantheon erstmals auftrat. Und von der ersten Sekunde an begeisterte.

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INTERVIEW: Nikita Miller ist zwischen den Welten zuhause

Als in Deutschland lebender russischstämmiger Kabarettist hat es Nikita Miller nicht immer leicht, erst recht nicht, wenn man auf den Krieg in der Ukraine zu sprechen kommt. "In der Sowjetunion waren wir die Deutschen, hier sind wir die Russen. Wir sitzen im Grunde zwischen zwei Stühlen." Im Interview erzählt er von diesem inneren Konflikt - und wie er gelernt hat, damit umzugehen.

 

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Jazzfest Bonn: Auf die Größe kommt es nicht an

Der Mundharmonika-Virtuose Konstantin Reinfeld und der stilbildende Akkordeonist Simone Zanchini haben eines gemeinsam: Beide machen Musik nicht halbherzig. Ganz im Gegenteil versuchen die beiden Musiker – der eine im Duo, der andere solo –, das Potenzial ihrer jeweiligen Instrumente vollends auszuschöpfen und die Grenzen zumindest ein bisschen zu verschieben. Mit Erfolg, wie sich jetzt bei einem Doppelkonzert im Volksbankhaus zeigt, das im Rahmen des Jazzfests Bonn stattfindet. Sowohl Reinfeld, der seit rund acht Jahren überaus erfolgreich mit dem virtuosen Pianisten Benyamin Nuss zusammenarbeitet, als auch Zanchini stoßen die sprichwörtlichen Türen weit auf und fusionieren Filmmusik und Klassik, Rock, Folk und natürlich Jazz zu einer ganz besonderen Mixtur, die mehr ist als die Summe der einzelnen Teile. Das Publikum ist elektrisiert, was völlig nachvollziehbar ist – so vielseitig dürften die meisten Mundharmonika und Akkordeon noch nie zuvor wahrgenommen haben.

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Sebastian Krämer: Die Poesie der Travestie

Die Melancholie der Liebe und die Absurdität des Alltags: Diese beiden Charakteristika ziehen sich wie ein roter Faden durch das Werk von Sebastian Krämer. Der 49-Jährige ist ein begnadeter Chansonnier, der mit traurigem Ton und verschmitztem Lächeln über das Leben singt, ganz ohne rosarote Brille. Die würde ihm auch nicht stehen. Seine ist eher mitternachtsblau, ideal für einen Künstler, der Satiriker und Romantiker zugleich ist. Im Haus der Springmaus hat der Wahl-Berliner nun „Liebeslieder an deine Tante“ gesungen. Und ein paar traurige Kinderlieder.

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The Tiger Lillies: Cthulhu fehlt

Die Vorzeichen versprachen einen düsteren Abend: Laut Programm hätten The Tiger Lillies bei ihrem Konzert im Pantheon eigentlich ihre aktuelle Platte „Lessons of Nihilism“ sowie das von Horrorautor H.P. Lovecraft inspirierte Konzeptalbum „Mountains of Madness“ in den Mittelpunkt stellen müssen. Doch daran hat sich das verrückt-morbide Trio mit den diabolisch geschminkten Clowngesichtern nicht gehalten, aus welchen Gründen auch immer. Stillschweigend haben sie di9e Geschichten über den dunklen Gott Cthulhu aus dem Programm verbannt und stattdessen für 90 Minuten in ihre Best-of-Kiste gegriffen, was vor allem für die langjährigen Fans der Vaudeville-Punker fantastisch war. Aber auch ein bisschen enttäuschend.

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