QUATSCH KEINE OPER präsentiert



Jan Preuß: Wahnsinn mit vier Buchstaben

„Ihnen darf nichts peinlich sein“: Diesen Satz hasst Jan Preuß. Vor allem, weil er wahr ist. Als Erzieher kann man sich offenbar gar nicht oft genug zum Affen machen, wenn man es den Kindern, den Eltern und der Kita-Leitung recht machen will. Also wird gemalt und gebastelt, getanzt und gesungen. Aber selbst der bereitwilligste Clown kommt irgendwann an seine Grenzen. Zum Beispiel bei Liedern wie „Nackidei“. Oder „Ein Schneider fängt ne Maus.“ „Er zieht ihr ab das Fell, er zieht ihr ab das Fell…“ Ja klar. Da sind die Kinder schon traumatisiert, bevor sie auch nur einen einzigen Klassenraum von Innen gesehen haben. Und die Erzieherinnen und Erzieher? Werden entweder zynisch oder verrückt. Oder Comedian, so wie Preuß, der im restlos ausverkauften Haus der Springmaus aus dem Kita-Nähkästchen plaudert. Und so manches Elternteil nervös macht.

mehr lesen 0 Kommentare

c/o Pop: Musik im Regen

Der Regen prasselt auf Köln nieder, nicht sonderlich stark, aber anhaltend. Den Besucherinnen und Besuchern der c/o Pop ist dies offenbar egal: Sie drängen in die Clubs in Ehrenfeld, die an diesem Donnerstag im Rahmen des Festivals zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne bieten, und sind offen für alles, was da kommen mag. Immerhin ist die c/o Pop in erster Linie ein Format für die Stars von morgen und ein Spiegelbild der aktuellen urbanen, elektronischen und alternativen Szene – wer neugierig ist, kann hier so einiges entdecken. Allein an diesem Tag stehen 26 Konzerte auf dem Programm, eine bunte Mischung an Klangfarben und Stilarten, die sich immer mehr einer einfachen Klassifizierung verweigern. Was sie gerade dadurch erst so richtig spannend macht.

mehr lesen 0 Kommentare

Apsilon: Zwischen Wut und Hoffnung

„Wenn Deutschland mich wieder ansieht / Und sagt, mein Herz hat keinen Platz hier / Wenn die Wolken übers Land ziehen / Mein Nachbar keine Menschen, sondern nur sein Land liebt“: Der Auftakt des c/o-Pop-Festivals haben es in sich. Es sind Zeilen, die in Deutschland leider ebenso zutreffen wie in den USA unter Donald Trump, die auf den alltäglichen Rassismus hinweisen und darauf, dass man im eigenen Land fremd sein kann, wenn die entsprechenden Parolen nur laut genug durch die Straßen schallen. Arda Yolci alias Apsilon weiß, wovon er spricht: Geboren und aufgewachsen in Berlin Ende der 1990er als Enkel türkischer Gastarbeiter gehört er zu einer Generation, die immer noch wegen ihrer Biographie diskriminiert wird, die voll integriert ist und dennoch mit Anfeindungen zu kämpfen hat – und die sich das nicht einfach so gefallen lässt, sondern aufschreit. Oder eben rappt.

mehr lesen 0 Kommentare

Pause & Alich: Abschied von Amerika

Eigentlich könnte die nächste Karnevals-Session jetzt schon beginnen. Davon sind auf jeden Fall Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) überzeugt. Immerhin ist die Fastenzeit vorbei, da kann der Spaß losgehen – zumal die beiden Chaoten auch zur Osterzeit da weitermachen, wo sie am Aschermittwoch aufhören mussten. Wie gewohnt erklären die Chef-Pantheoniken dem Publikum die Welt auf ihre ganz eigene Art und Weise, und wenn letztere an die Ausführungen von Fritz und Hermann angepasst werden muss, dann ist das noch lange kein Grund zur Panik: Die Realität ist eben nicht perfekt. Fritz und Hermann schon. Derzeit haben sie ihre Adleraugen auf die USA gerichtet, in der derzeit alles den Bach runterzugehen scheint, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich Litzmann und Schwaderlappen vorsichtshalber schon jetzt verabschieden. Bevor es zu spät ist.

mehr lesen 0 Kommentare

Konstantin Wecker: Elegien und Rebellenlieder

Ungehorsam: Das ist ein Wort, das Konstantin Wecker sehr schätzt. Nicht, weil er ein überzeugter Anarchist und ein leidenschaftlicher, liebevoller Rebell ist (beides im besten, positiven Sinne), sondern weil ihn der blinde Gehorsam all jener ärgert, die irgendwelchen Demagogen hinterherlaufen und dabei sowohl ihren Verstand als auch ihre Menschlichkeit ignorieren. „Wer mit dem Leben tanzen will, muss ungehorsam sein“, singt er in der Bonner Oper mit einem Funkeln in den Augen, das ihn auch mit 77 Jahren noch wach hält. Ja, er ist noch nicht fertig mit der Welt, hat noch was zu sagen, selbst wenn es mitunter nur ein vernehmliches „Nein“ ist. Dafür reicht die Kraft noch, auch wenn er ansonsten ein bisschen schwächelt. Wecker ist immerhin bereits 77, laboriert zudem an den Folgen einer Rückenoperation, die ihn unter anderem daran hindert, an seinem geliebten Flügel Platz zu nehmen. Aber Ruhestand? Nicht mit ihm, nicht mit Konstantin Wecker. „Auch Schweigen ist Betrug“, so heißt es immerhin in „Genug ist nicht genug“, einem seiner bekanntesten Songs – und so erhebt Wecker allen Einschränkungen zum Trotz erneut seine Stimme und singt Klartext. So gut es eben geht.

mehr lesen 0 Kommentare

FCBO & Kültürklüngel Orkestar: Eine Bühne am Limit

Die Bühne der Harmonie hat im Laufe der Jahre schon eine Menge mitgemacht und einmal sogar die komplette WDR Bigband beherbergt. Doch in diesem Jahr hat das „Over the Border“-Festival einen neuen Rekord aufgestellt: 29 ausgelassen feiernde Musikerinnen und Musiker des Kültürklüngel Orkestars haben die Bühne ohne Zweifel an ihre Grenzen gebracht. Aber das war es wert. Denn ähnlich wie die Local Ambassadors (wenn auch weitaus niederschwelliger) verkörpert das Kollektiv aus der Altstadt den Geist einer Musik ohne Grenzen. Jede und jeder ist willkommen, gleich welcher Nationalität und unabhängig vom Instrument. Alles was zählt ist Offenheit – und Spaß am gemeinsamen Spiel. Diese Offenheit spürt auch das Publikum. Und genießt es.

mehr lesen 0 Kommentare

Carolin No: Die Magie zweier Weltenschöpfer

Weiter, immer weiter, der Musik folgend, die sich im Pantheon zu Sternen, Galaxien und Universen aus reinem Klang entfalten, durchdrungen von pulsierenden Rhythmen, die diesen fantastischen Schöpfungsakt weitertragen und kontinuierlich in neue Richtungen lenken: Was Carolin No mit ihrem neuen Album „On & On“ erschaffen, ist schlichtweg atemberaubend schön. Und das ohne große Band, nur als kreatives Duo, das zahlreiche melodische Ebenen miteinander verwebt und daraus majestätischen Pop auf allerhöchstem Niveau macht. Bei ihrem Auftritt in Beuel, einer durchaus vertrauten Bühne für Carolin und Andreas Obieglo, hat das Ehepaar im ersten Teil ihres Konzerts nahezu die komplette Platte präsentiert und gezeigt, dass man auch zu zweit ganz große Magie wirken kann.

mehr lesen 0 Kommentare

„Die Dreigroschenoper“: Haifisch ohne Zähne

Erst kommt das Fressen, dann das Gelächter: Wenn die Reaktionen bei der Premiere als Maßstab dienen können, dürfte „Die Dreigroschenoper“ in der Oper Bonn zu einem echten Publikumsrenner werden, nicht zuletzt dank einiger starker Stimmen und eindrucksvoller Bilder. Regisseur Simon Solberg hat den berühmten Stoff im Grunde wie ein modernes Musical inszeniert, visuell ansprechend und überaus rasant, wild, direkt und fast schon punkig – aber eben auch mit zum Teil flachen Charakteren, viel Klamauk und wenig Unterstützung für die zentralen Botschaften des Stücks über die Text-Ebene hinaus. Was bleibt, ist reine Unterhaltung, die durchaus zündet, den großen Wurf aber vermissen lässt.

mehr lesen 0 Kommentare

"Vespertine": Ein experimenteller Fiebertraum

Dieser Abend endet mit einem Fragezeichen. Nein, eigentlich mit mehreren. Was ist hier im Schauspiel Bad Godesberg gerade passiert? Was für Visionen und Fantasien sind der eisigen Schneelandschaft auf der Bühne entsprungen, in denen Zeit und Kausalität aufgehoben schien und jegliche Stringenz zerstückelt wurde? Will, kann und muss man das eigentlich wissen? War das noch Kunst oder kann das schon weg? Und vor allem: Was hat das alles eigentlich noch mit Björk zu tun? Fragen über Fragen, die sich aus der Opern-Inszenierung des Pop-Albums „Vespertine“ ergeben, jenem introvertierten und nicht unumstrittenen Meisterwerk der isländischen Avantgarde-Sängerin, das das Kollektiv Himmelfahrt Scores schon 2018 für das Nationaltheater Mannheim arrangiert hat. Jetzt übernimmt das Kommando Himmelfahrt (bestehend aus dem Regisseur Thomas Fiedler, der Dramaturgin Julia Warnemünde und dem Komponisten Jan Dvořák) am Schauspiel Bonn auch die Regie und zeigt dabei eindrucksvoll das Potenzial von Kunst auf. Und die Grenzen der Oper.

mehr lesen 0 Kommentare

Malentes: Liebeserklärung mit Lieblingsliedern

27 Jahre lang sind Knut Vanmarcke und Dirk Vossberg-Vanmarcke alias die Familie Malente inzwischen ein Paar, haben gemeinsam Höhen und Tiefen erlebt und mit ihren bunten Revuen in Kleinkunsthallen und auf Kreuzfahrtschiffen gleichermaßen für Stimmung gesorgt, bevor sie sich zunächst in Bonn und jetzt in Pützchen mit ihrem Spiegelzelt niedergelassen haben. Nun blicken die beiden in ihrer neuen Show „Altliedersammlung“ auf all die Schlager, Pop-Songs und Chansons zurück, die sie in dieser Zeit begleitet haben, plaudern dazu aus dem Nähkästchen und geben einige sehr private Geschichten preis. Es geht um graue Haare und kleine Wehwehchen, um Verlorenes und Gefundenes, um Glücksmomente und natürlich um die Liebe. Eine reizvolle Mischung. Zumindest meistens.

mehr lesen 0 Kommentare