
Äpfel, Marshmallows, Gabeln und Putzzubehör: Im Grunde scheint es Andreas Wessels völlig egal zu sein, womit er jongliert. Wenn man es werfen kann, soll es auch fliegen dürfen, da ist der Berliner ganz pragmatisch. Im Pantheon, wo er nun sein aktuelles Solo-Programm „Move – Catch – Smile“ präsentiert, katapultiert er denn auch so einiges in die Luft. Doch reicht das, um einen ganzen Abend zu füllen? Ja, tut es – weil Wessels spröder Charme und sein Witz selbst die ein oder andere Panne überspielen können. Und weil er gut genug ist, um das Publikum immer wieder aufs Neue zu verblüffen.
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Schon direkt zu Beginn geht Wessels in die Vollen und nimmt sich sechs Fußbällen an, die ausnahmsweise mal nicht getreten werden, aber trotzdem einen Drehwurm kriegen. Insgesamt ein halbes Dutzend hält er in der Luft, scheinbar mühelos; nur zusätzliches Seilspringen will an diesem Abend nicht gelingen. Ist aber auch nicht schlimm, auch so ist die Nummer auf allerhöchstem Niveau, atemberaubend schön (vor allem die Kontaktjonglage am Anfang ist fantastisch) und zudem sowohl sehenswert als auch sichtbar. Letzteres ist nicht selbstverständlich: Kleine, körpernahe Darbietungen drohen auf der großen Pantheon-Bühne mitunter unterzugehen, und genau aus diesem Bereich hat Wessels so einiges im Repertoire. Ob er nun versucht, versucht, beim Jonglieren einen Apfel sowohl mit einer Gabel als auch mit einem Messer aufzuspießen oder eine zur Wurfmaschine umfunktionierte Mausefalle mit einem Blasrohr auszulösen (was streng genommen natürlich keine Jonglage ist), das etwas weiter entfernt sitzende Publikum hat es nicht gerade leicht, Wessels zu folgen. Was angesichts der kreativen und ein bisschen verrückten Ideen ziemlich schade ist.
Nur manchmal wirken die Nummern ein bisschen ziellos, beliebig, wie Pausenfüller. Was Wessels mit der selbstgebauten Rauchring-Kanone aus einem alten Fass eigentlich zeigen will, ist ebenso unklar wie der Versuch, mit Kung-Fu-Tritten drei Dosen in einem Mülleimer zu kicken, zumal Wessels scheitert – so wie er es sogar angekündigt hat. Und auch das Ziel, Julian aus dem Publikum insgesamt zwölf Bälle balancieren zu lassen, wirkt wenig dramatisch, gelingt dafür aber immerhin und lässt den mehr oder weniger freiwilligen Helfer gut aussehen. Imposanter wirken da schon die drehenden Tonnen, die Wessels vor der Pause auf der Bühne in Bewegung setzt, sowie die großartige und in dieser Form wahrscheinlich einzigartige Zubereitung eines Cocktails samt der berühmten Zigarette danach: Diese wirft Wessels wie einst schon Bobby May (und im Pantheon mehrfach Kabarettist und Ex-Jongleur Timo Wopp) hinter dem Rücken hoch, fängt sie mit dem Mund auf und wiederholt selbiges dann mit einem brennenden Streichholz. Ein Trick, der immer wieder von neuem verblüfft. Mit dererlei Darbietungen vergeht die Zeit wie im Fluge. Und das Publikum? Geht – ganz wie zu Beginn mit Verweis auf den Programm-Titel versprochen – mit einem Lächeln nach Hause.
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