Cologne Comedy Festival: Witz in Bits

Bastian Pastewka (hier beim Prix Pantheon 2021) kommt zum Cologne Comedy Festival 2025.
Bastian Pastewka (hier beim Prix Pantheon 2021) kommt zum Cologne Comedy Festival 2025.

Größer, moderner, frischer und frecher: In den vergangenen Jahren ist das Cologne Comedy Festival stetig gewachsen, hat sich aber auch der zunehmenden Bedeutung der Sozialen Medien ergeben und neue Formate etabliert, die den Künstlerinnen und Künstlern der Generation TikTok ebenso gerecht werden wie den alten Hasen. Vom 22. Oktober bis zum 9. November werden sich in der Domstadt daher Top-Stars und Newcomer in mehr als 150 Shows die Klinke in die Hand geben und den Humor in all seiner Vielfalt feiern. Was mitunter leichter gesagt als getan ist.

Tatsächlich lasse sich die Szene immer schwerer einschätzen, betont Daniela Mayer, seit zweieinhalb Jahren Leiterin des Festivals. „Insbesondere bei Internet-Stars ist das Booking eine Herausforderung: Sie können quasi aus dem Stand die Stadthalle ausverkaufen, so wie Clemens Brock, den vorher kaum jemand auf dem Schirm hatte, aber nicht bei jedem funktioniert das, zumal nur die wenigsten bereits ein abendfüllendes Programm geschrieben haben. Die touren lediglich mit Bits, also mit einzelnen Schnipseln, durch diverse Mixed-Shows und sammeln Bühnenerfahrung. Das ist meiner Meinung nach auch wichtig, ist aber schwierig, wenn das Publikum mehr sehen möchte, als schon vorhanden ist. Gleichzeitig ist das Business deutlich schnelllebiger geworden, und wenn man den Schwung nicht rechtzeitig mitnimmt, drohen manche Künstlerinnen und Künstler schnell wieder in der Versenkung zu verschwinden.“ Ein Problem, das man schon von der Stand-Up-Comedy kennt – und die sei laut Mayer im Vergleich dazu eine sichere Bank.

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QUATSCH KEINE OPER präsentiert



Sowohl formal als auch inhaltlich befindet sich die Szene im Wandel. Der einst so populäre Poetry-Slam rutscht inzwischen wieder zunehmend in eine Nische, während die Interaktion zwischen Bühne und Publikum immer wichtiger wird. „Immer mehr Comedy-Shows erhalten einen Event-Charakter“, so Mayer. „Gerade durch die Sozialen Medien wird dies befeuert, da die Künstlerinnen und Künstler permanent im Austausch mit ihren Fans sind und so eine Illusion von größerer Nahbarkeit entsteht. Ich kenne einige Comedians, die sogar ihre Bühnenprogramme zu einem wirklich großen Anteil auf die spontane Interaktion mit dem Publikum ausrichten.“ Großen Tiefgang kann man da wahrscheinlich nicht erwarten. „Da wäre ich vorsichtig“, widerspricht Mayer. „Bodo Wartke hat zum Beispiel eine sehr schöne Balance gefunden zwischen klassischem Musikkabarett und der Einbeziehung des Internets. Damit holt er viele junge Leute ab, die ansonsten eher nicht in ein Kleinkunsttheater gehen würden.“ Ähnliches gelte bei Mitsing-Formaten, die seit einigen Jahren Hochkonjunktur haben. „Auch da entsteht ein Gefühl von Gemeinschaft“, betont Mayer. „Die Künstlerinnen und Künstler stehen dem Publikum nicht länger gegenüber, sondern sind Teil davon.“

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Gemeinsames Spiel statt satirischem Vortrag, entspannendes Lachen statt nachdenklichem Schlucken – wirklich neu ist diese Entwicklung nicht. Aber sie beschleunigt merklich. Etablierte Größen wie Hagen Rether oder Jürgen Becker haben natürlich weiterhin ihr Publikum, doch vergleichsweise neue Kräfte des politischen Kabaretts wie der Bonner Gregor Pallast haben es zunehmend schwer. „Ohnehin ist die Unterscheidung zwischen Kabarett und Comedy ein rein deutsches Phänomen“, erklärt Daniela Mayer. „Es gibt immer mehr Comedians, vor allem aus dem Stand-Up-Bereich, die sich der gesellschaftspolitischen Themen auf ihre Weise annehmen und dabei auch ganz schön bissig werden können.“ So wie Teresa Reichl. Die junge Bayerin, die seit 2024 zur Stamm-Besetzung der Kabarett-Sendung Schlachthof gehört, ist ungeheuer schwarzhumorig und tiefsinnig, redet über Politik und klassische Literatur und zählt gerade deshalb zu den Hoffnungsträgerinnen der Szene. Allerdings besteht so auch die Gefahr, bei so manchem Thema in ein Hornissennest zu treten. Kommentare zu Israel sind derzeit zum Beispiel verpönt, ebenso wie Positionen aus dem konservativen Lager. 


„Diese Entwicklung macht mir tatsächlich ein bisschen Sorgen“, gesteht Daniela Mayer. „Ich bin der Überzeugung, dass man über alles reden kann, solange man es nur differenziert genug tut. Das aus Angst vor einem Shitstorm gar nicht erst anzusprechen, halte ich für gefährlich.“

 

Doch was sind eigentlich die persönlichen Highlights Mayers? „Oh, da gibt es viele“, sagt sie. „Ich freue mich natürlich auf ‘Die unerträglich lange Pastewka Nacht’ mit dem Besten aus zehn Staffeln ‘Pastewka’, die wir in Zusammenarbeit mit dem Cinedom realisieren können. Ich bin aber auch gespannt auf die Preview zu Annette Friers neues Programm ‘Frier & 50 - Am Ende meiner Tage’, weil die Wechseljahre meiner Meinung nach immer noch zu wenig thematisiert werden. Dann haben wir einige starke Lesungen, unter anderem von Lutz van der Horst und von Marc-Uwe Kling – und schließlich gibt es Abende, bei denen wir noch überhaupt nicht wissen, was am Ende dabei rauskommt. So wie die erste Live-Version des Kölner Karnevalspodcast ‘Bis der Nubbel brennt’ von Horst Björn Lindert, der den Kasalla-Sänger Bastian Campmann, den ‘Sitzungspräsidenten’ Volker Weininger und den Newcomer Djavid eingeladen hat. Ich bin schon sehr gespannt, was an diesem Abend passieren wird.“

Im Rahmen des Cologne Comedy Festivals wird übrigens auch weiterhin der Deutsche Comedypreis verliehen. Eine große Gala wie noch vor ein paar Jahren wird die Produktionsfirma Brainpool TV, die im Hintergrund die Fäden zieht, allerdings nicht ausrichten. „Ich werde jetzt keine Details verraten, aber wir werden die Auszeichnungen in einem kleinen Rahmen übergeben“, erklärt Daniela Mayer. Also Augen aufhalten. Und zum Lachen nach Köln kommen.


Weitere Informationen inklusive des vollständigen Programmhefts finden Sie unter www.comedy.cologne/events.

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