
Geschichten erzählen, das konnten Triosence schon immer. Ähnlich wie das Tingvall Trio gehen auch Pianist Bernhard Schüler, Drummer Tobias Schulte und Bassist Omar Rodriguez Calvo (der in beiden Formationen mitwirkt) an die Grenze zwischen Traum und Tragik, verweben lyrische Melodien mit der Freiheit des Jazz und kreieren so betörende Musik aus den Tiefen der Seele. Mit Stories of Life liefert Komponist Schüler nun das wahrscheinlich persönlichste Album der immerhin 26 Jahre währenden Bandhistorie ab. „Musik zu schreiben ist meine Art, über das Leben nachzudenken“, erklärt er und lässt tief blicken: Neben Stücken über die wild wuchernden Garten-Gewächse seiner Lebensgefährtin („Tomato Party“) verarbeitet er auch den Tod seines Onkels („Dear Rainer“) und eine Fehlgeburt („Little Lost Wonder“). Doch selbst die größte Trauer ist immer auch geprägt von einem Licht am Horizont und einem Puls, der bei jeder schmerzhaften Erinnerung doch das Leben feiert.
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„Little Lost Wonder“, wunderschön mit gestrichenem Bass und perlender Melodie, wird schließlich auch nicht ohne Grund eingerahmt von einem Klaviersolo über die Liebe zu seiner kleinen Tochter („Tamina’s Lullaby“) und „Lale Minna“, das dem Patenkind seiner Partnerin gewidmet ist. Dazwischen verbirgt sich mit „Marrakesh Swing“ eine groovende Nummer über eine Stadt, die Schüler nur aus Geschichten und von Gemälden seines Onkels Rainer Hoffmann kennt. „Leider hat die Kunst meines Onkels nie die Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen, die sie wirklich verdient hat“, so Schüler. „Aber er hat ein sehr aufregendes Leben geführt und die ganze Welt bereist hat, um dort zu malen.“ So auch in Marokko. Den Klang der Königsstadt hat Schüler allerdings – abgesehen von einem leicht orientalisch angehauchten Motiv, das vom Bass in die Piano-Linie wandert – sehr westlich angelegt, was ihr nicht so ganz gerecht wird.
Stark ist derweil das lebhafte Titelstück, das geschickt mit der Dynamik spielt und bei dem sich nicht nur Tobias Schulte ein bisschen austoben darf. Noch druckvoller dann „Tomato Party“ als Lehrstück für herrlich entspannten Funk-Groove, das sich als das beste Gute-Laune-Stück des Albums erweist. Allerdings ist „G-Brothers“, eine von den Gebrüdern Grimm inspirierte Komposition, auch ganz nah dran am Gold. Nur ihre Märchen beziehungsweise ihr Talent für Geschichten sind nicht ohne Weiteres erkennbar. Wer sich daran aber nicht stört und keinen intellektuellen Diskurs, sondern stattdessen ein ebenso abwechslungsreiches wie leichtes Jazztrio-Album sucht, dürfte mit Stories of Life unfassbar glücklich werden.
Termin
Triosence spielen am 1. Oktober ab 20 Uhr in der Harmonie Bonn und stellen ihr neues Album vor, das erst zwei Tage später offiziell veröffentlicht wird. Tickets und weitere Informationen unter www.harmonie-bonn.de.
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