
Nicht jedem Musiker gelingt der Durchbruch auf die ganz großen Bühnen. Und noch weniger können sich im Rampenlicht halten. Die Charts sind schon seit jeher voll mit Künstlerinnen und Künstlern gewesen, die nach einem Hit wieder in der Versenkung verschwunden sind. Ihnen fühlt sich Gustav Peter Wöhler besonders verbunden. Der Schauspieler und Sänger hat ein Faible für solch obskure Gestalten, deren restliches Œuvre zu Unrecht ignoriert wird. Mit viel Leidenschaft gräbt der 69-Jährige allerlei Pretiosen aus, um sie dann von seiner Band arrangieren zu lassen – ein Konzept, mit dem er schon seit fast 30 Jahren unterwegs ist. Jetzt kommt Wöhler wieder nach Bonn. und freut sich bereits wie ein Schneekönig.
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Die Zusammenstellung eines neuen Programms ist für Gustav Peter Wöhler immer auch ein Abenteuer. „Ich fühle mich mitunter wie ein musikalischer Archäologe, wenn ich auf die Suche nach Stücken gehe“, sagt er lachend im RZ-Interview. „Es gibt ja viele One-Hit-Wonders, die jeder Mensch direkt im Ohr hat, aber mich interessieren vielmehr die Menschen dahinter und was sie sonst noch gemacht haben. Für mich ist das total spannend.“ Daneben greift er gerne auf persönliche Entdeckungen zurück, die er im Repertoire von großen Stars gefunden hat, auf Songs von Paul Simon, Joni Mitchell, Randy Newmann oder Rio Reiser, die sich in seine Seele gebohrt gaben. „Normalerweise bringe ich eine große Liste mit Songs zu einer Probe mit der Band mit, und die sortieren dann aus. Ich kann zum Beispiel nicht jedes Lied singen, etwa wenn es zu hoch oder zu tief ist und eine Transponierung schrecklich klingt. Das ist dann schade, aber es muss halt passen.“ Zumal sich Wöhler angesichts der recht minimalistischen, aufs Wesentliche reduzierten Arrangements nirgendwo verstecken kann. „Das ermöglicht mir aber auch, mit meiner Stimme zu experimentieren und den Raum zu füllen, den sie mir zugestehen. Manches entsteht sogar recht spontan beim Soundcheck.“
Angefangen hat die Liebe zur Musik schon in jungen Jahren. „Meine Eltern hatten eine Gaststätte, und in dieser stand eine Musikbox. Ich erinnere mich noch, wie ich darüber ein Lied nach dem anderen abgespielt habe, während meine Mutter saubermachte. Gleichzeitig habe ich über meinen älteren Bruder Elvis Presley kennengelernt und über meine Schwester die Beatles. Da war es um mich geschehen.“ Mit 15 gründete er die erste Band, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit spielte. Auch bei einem Schulfest. „Danach kam mein Religionslehrer zu mir und sagte, ich müsse unbedingt Schauspieler werden“, erinnert sich Wöhler. „Ich selbst hätte mir nie vorstellen können, dass irgendjemand mich auf einer Bühne würde sehen wollen.“
Ohnehin hat Wöhler lange mit sich selbst gerungen. Anfangs, nach seiner Ausbildung an der Bochumer Schauspielschule, wurde er Mitglied des Ensembles im dortigen Schauspielhaus unter Claus Peymann. Der setzte Wöhler allerdings fast ausschließlich für komische Rollen ein. Erst nach dem Wechsel nach Hamburg, wo Peter Zadek ihn unter seine Fittiche nahm, blühte er auf. Ob das musikalisch auch so war? „Nicht ganz“, sagt Wöhler. „Ich habe lange gebraucht, um mehr Zutrauen in meine eigene Stimme zu finden und Musik so zu machen, wie ich sie empfinde. Früher wollte ich immer dem Publikum gefallen und habe mich dadurch oft verstellt – dieser Drang ist inzwischen längst nicht mehr so ausgeprägt, aber das war kein einfacher Weg.“ An so manche Nummer hat er sich dadurch lange nicht herangetraut. „Früher waren das vor allem die Joni-Mitchell-Songs“, gesteht er, „bei ‘Both Sides Now’ überlege ich noch immer. Außerdem würde ich gerne mal französische Chanson interpretieren. Meine Aussprache ist auch eigentlich ganz gut, nur mit der Grammatik hapert es noch.“ Was an sich kein Hinderungsgrund sein müste.
Zum Musiker Wöhler gehört übrigens auch das ausgelassene Tanzen, für das er von seinen Fans ebenso geliebt wird wie für seinen ganz besonderen Zugang zu Musik. „Ich bin tatsächlich ein leidenschaftlicher Tänzer, und seit ich ein neues Knie habe, geht es auch wieder besser“, erzählt Wöhler. „Jetzt fängt allerdings das andere an, sich bemerkbar zu machen.“ Im Bonner Pantheon, das seit Jahren zu Wöhlers Lieblingsspielstätten gehört, wird er sich davon aber nicht aufhalten lassen. Was bei den feinen Songs, die er und seine Band ausgewählt haben und auf ihre ganz eigene Weise interpretieren, nur allzu verständlich ist.
Termin
Termin: 1.10., 20 Uhr, Pantheon. Tickets unter www.pantheon.de.
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