
Eigentlich hatte Rainer Bielfeldt nicht vor, irgendetwas anderes als Musik zu machen. „Ich wollte immer nur Sänger sein“, stellt der Pianist und Chanson-Autor sich im erst Lied im Senftöpfchen-Theater vor, und angesichts seiner bisherigen Vita ist ihm das auch redlich gelungen. Zu Recht, hat der 61-Jährige doch seit jeher ein Händchen für traumhafte Melodien, so wie beim Lied von der „Rinnsteinprinzessin“, das er vor etlichen Jahren Tim Fischer auf die nackte Haut geschrieben hat. Dennoch nehmen Lieder nur einen Teil des Programms mit dem Titel „Bielfeldts Begegnungen“ ein, mit dem er jetzt im Senftöpfchen Station gemacht hat. Im Mittelpunkt stehen vielmehr Gäste, die Bielfeldt extra für den Abend in der Domstadt eingeladen hat: Der Comic-Zeichner Ralf König und der Kasalla-Gitarrist Flo Peil. Was sich als unglaublich kurzweilig erweist, vor allem weil Bielfeldt einige herrlich schräge Begebenheiten aus beiden herauskitzelt – und auch abseits seiner Komfortzone am Klavier mit fast schon jugendlichen Charme punktet.
Werbeanzeige
Sowohl bei Peil als auch bei König geht der Blick zurück zu den Anfängen, zur Band „Peilomat“ und der Gründung von Kasalla einerseits und zu den ersten Auftragsarbeiten für eine Bergbau-Zeitschrift andererseits. Gerade König hat so einige Anekdoten im Gepäck, Geschichten über Bären (dicke behaarte homosexuelle Männer) und Hunde, über die Inspiration durch Robert Crumbs „Fritz the Cat“ und über die erste Begegnung mit dem Kölner Karneval, womit er bei dem Nordlicht Bielfeldt – der zuvor in einem Lied vom Fasching gesungen und augenzwinkernd „Helau“ gerufen hat – offene Türen einrennt. „Es gab früher halt nicht so viel zu lachen in der Schwulen-Szene“, sagt er, den Erfolg seiner Comics erklärend. Der liegt allerdings sicherlich auch an der bewussten Provokation auf der einen und dem intelligenten Diskurs über Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit andererseits. Im Gespräch mit Sonnyboy Peil, das natürlich auch von dem ein oder anderen gemeinsamen Song unterbrochen wird (unter anderem „Du hältst den Regen nicht auf“ von Peilomat und „Am laufenden Band“ von Kasalla), steht dagegen unter anderem der Respekt vor Schlager und der Spaß an der kölschen Sprache im Fokus. Und die Liebe zu guten, ehrlichen Texten, wie nicht nur Peil sondern auch Bielfeldt sie zu schreiben versteht, Texten über Achterbahn-Gefühle und über Lavendel auf dem Grab. Allein deswegen sollte man zu seinen Konzerten kommen. Oder seinen Talks.
Am 9. Mai 2026 kehrt Rainer Bielfeldt mit seinem neuen Programm "Verbunden" ins Senftöpfchen zurück.
Senftöpfchen-Termine 09/26
21.9., 12 Uhr: Monika Kampmann
21.9., 19 Uhr: Lydie Auvray
24.9., 20.15 Uhr: Christoph Brüske
25.9., 20.15 Uhr: Alte Mädchen
26.9., 20.15 Uhr: Robert Kreis
27.9., 15 Uhr: Die Köln-Show
27.9., 20.15 Uhr: Fischer & Jung, "Mädelsabend"
28.9., 19 Uhr: Fischer & Jung, "Mädelsabend"
Weitere Informationen und Tickets unter www.senftoepfchen-theater.de
Kommentar schreiben