Was für eine Stimme. Was für eine Künstlerin. Was für eine Frau. Aretha Franklin, die Queen of Soul und Queen of Sorrow, die immer Pech mit den Männern und Glück mit ihren Songs hatte, lässt sich nicht einfach nachahmen, zumindest nicht von einer einzelnen Sängerin. Und so versucht die Show „Respect – the Aretha Franklin Story“, die derzeit im Rahmen des 36. Kölner Sommerfestivals in der Philharmonie Köln zu sehen ist, das auch gar nicht erst. Stattdessen holt sie gleich vier Damen auf die Bühne, um Franklin mit ihrer unbändigen Energie, ihrem Gespür für Timing und ihrer Emotionalität gerecht zu werden. Was durchaus gelingt. Zumindest sofern der Sound stimmt.
Werbeanzeige
Rund zwei Stunden (plus Pause) skizziert die Show das Leben der 1942 in Memphis geborenen Sängerin und Pianistin. Moderator Ron Williams erzählt mit Verve, wenn auch nicht immer chronologisch,
von den Hochs und Tiefs im Leben Franklins, die bereits mit zwölf Jahren zum ersten Mal Mutter wurde, einen ehemaligen Zuhälter heiratete, betrogen und ausgebeutet wurde und doch immer in der
Musik die Kraft fand, sich zu wehren. So entstanden Hits wie „Think“ oder auch „Chain of Fools“, aber auch sehnsuchtsvolle Titel wie das Duett „I Knew You Were Waiting“, das Franklin einst mit
George Michael aufgenommen hatte. In der Show übernimmt Ron Williams dessen Part und tritt an die Seite von Donniele Graves, die mit ihrem warmen, samtigen Organ vor allem für die Balladen
prädestiniert ist und zuvor schon „Spanish Harlem“ präsentiert hat, ein Lied, das ursprünglich Tina Turner angeboten und in der Version von Aretha Franklin deren wohl erfolgreichster Song wurde.
Ein Ereignis, das sich wiederholen sollte.
Wie auch immer: Donniele Graves ist fantastisch, aber doch nur eine von vier Sängerinnen, die unterschiedliche Facetten Aretha Franklins beleuchten. Sie wechselt sich unter anderem mit ihrer
Schwester Noreda ab, deren klarer Sopran etwa bei „Angel“ hervorragend zur Geltung kommt, sowie mit Journi Cook, die mit ihrer kraftvollen Soul-Stimme für einige der Höhepunkte des Abends sorgt
(etwa bei „Dr Feelgood“ und später bei dem grandiosen „Day Dreaming“). Aushängeschild der Show ist allerdings Darnita Williams mit ihrer Fünf-Oktav-Stimme – doch gerade sie klingt zumindest an
bestimmten Stellen in der Philharmonie vergleichsweise leise und dünn, so als würde der Tontechniker ihr Mikro nur auf halber Leistung fahren. Gleiches gilt für die Band, die mit angezogener
Handbremse zu spielen scheint. Im zweiten Teil und von einem etwas höher gelegenen Sitzplatz aus wirkt auf jeden Fall alles deutlich druckvoller.
Ohnehin erscheint die Show nach der Pause – und trotz diverser Klassiker in der ersten Hälfte wie „I Say A Little Prayer“ oder „Think“ – deutlich energiegeladener und präsenter zu sein. Großartig etwa das vom Gospel geprägte „Ain’t But The One“ von Ron Williams und Darnita Williams, die hervorragend miteinander harmonieren, sowie das von Donniele Graves dargebotene „Precious Lord, Take My Hand“, das Aretha Franklin einst am Sarg von Martin Luther King sang und das in der Philharmonie für Gänsehaut sorgte. Auch die Backgroundsängerinnen Silke Hauck, Tiffany Kemp und Flore M. dürfen bei „Sisters Are Doin’ It For Themselves“ einmal zeigen, was sie können, ebenso wie die Band, die gegen Ende deutlich druckvoller wird, aufdreht und vor allem Perkussionistin Angela Frontera ein bisschen Zeit im Rampenlicht, den diese meisterhaft zu nutzen versteht. Das Publikum ist auf jeden Fall hellauf begeistert. Mehrfach hält es die Menge nicht auf ihren Plätzen, etwa bei dem funkigen „Rock Steady“ oder dem Synthi-Knaller „Who’s Zoomin’ Who“. Da muss man einfach tanzen. Mit dem knackigen „Respect“, bei dem alle vier Soul-Sängerinnen noch einmal Gas geben dürfen, sowie dem abschließenden „Don’t Play That Song“ endet die Revue.
Kommentar schreiben