40 Jahre Springmaus: Verregnete Geburtstagssause

Man ist so alt wie man sich fühlt, heißt es häufig. Demnach wäre das Haus der Springmaus gerade erst 20 geworden. Schließlich geht es dem Kleinkunsttheater gerade richtig gut, nicht zuletzt dank eines engagierten und dynamischen Teams, einem treuen Publikum und einem Programm, das die Balance hält zwischen Bewährtem und Neuem. Eine schöne Entwicklung, die umso erfreulicher ist, da die Springmaus eben doch kein Jungspund mehr ist, sondern sich mit 40 im besten Alter befindet.Mehr als zwei Millionen Besucherinnen und Besucher hat sie in dieser Zeit unterhalten und zahlreichen Comedians, Kabarettisten, Chanseusen und Querköpfen eine künstlerische Heimat geboten. Nun ist das Jubiläum am vergangenen Sonntag auf dem Marktplatz gefeiert worden – trotz permanenten Nieselregens.

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QUATSCH KEINE OPER präsentiert



Natürlich hätten sich alle Beteiligten besseres Wetter gewünscht, insbesondere die Fans, die mit Schirmen und Jacken vor der Bühne ausharren und Künstlerinnen und Künstlern wie Bernd Stelter, Doc Esser, Larissa Magnus und Urban Priol zuhörten. Es ist nur eine kleine Auswahl an Stars, die die Springmaus teils schon seit Jahrzehnten begleiten, durch gute und schlechte Zeiten. „Es gibt so viele unglaubliche Situationen, an die ich mich zurückerinnere und die mir wahrscheinlich keiner glauben würde“, erzählt Andreas Etienne, der Mitbegründer und ehemalige künstlerische Leiter der Spielstätte lachend im Gespräch. „Liebe, Hass, Intrigen und in den Garderoben gezeugte Kinder – im Laufe der Jahre haben wir wirklich alles erlebt, was man für eine gute Soap brauchen würde. Ich habe dem WDR tatsächlich mehrfach vorgeschlagen, so eine Serie zu machen, die Drehbücher hätte ich problemlos runterschreiben können. Bislang leider ohne Erfolg.“

Mitunter haben Etienne und seine Mitstreiter ziemlich für ihr Haus kämpfen müssen. „Besonders schlimm war es etwa vor 15 bis 20 Jahren“, erklärt ersterer. „Damals waren wir in ziemlichen finanziellen Schwierigkeiten, und mehrere Sommer hintereinander wussten wir nicht, ob und wie wir gerade in der spielfreien Zeit Miete und Löhne zahlen sollten.“ Also sei regelmäßig ein Mann von der Sparkasse vorbeigekommen, um nachzuschauen, was man tun könne. „Wir haben uns dann zu Kaffee und Kuchen getroffen und gemeinsam überlegt, was wir wie beleihen konnten. Nach ein paar Jahren waren wir aus dem Gröbsten raus. Kurz darauf traf ich dann diesen Bankangestellten auf der Straße, der mich angrinste und sagte, es sei so schade, dass es bei uns jetzt wieder besser liefe – er habe die Termine bei uns immer so genossen.“ Selbst in ihren dunklen Stunden war die Springmaus eben immer für eine Anekdote gut.“

Inzwischen gehören diese Unsicherheiten zum Glück der Vergangenheit an. Selbst die Folgen der Corona-Jahre, die dem Höhenflug der Springmaus einen ziemlichen Dämpfer verpasst haben, sind überwunden und das Team neu aufgestellt. In den vergangenen paar Jahren hat hinter den Kulissen ein Generationenwechsel stattgefunden, vor allem auf der Leitungsebene. Seit 2021 ist Berit Baumhoff Geschäftsführerin der Springmaus, während sich Andreas Etienne aus allen Belangen des Theaters zurückgezogen hat. „Ich habe das große Glück, ein fantastisches Team an meiner Seite zu haben“, so Baumhoff. „Alle haben Bock, wollen das Haus weiterentwickeln und bringen eigene Impulse ein. Das ist nicht selbstverständlich und hilft, den beständigen Wandel zu gestalten, dem wir als Kleinkunstbühne zwangsweise unterworfen sind.“ Das betrifft zum Beispiel die Reihe „Comedy Queens“, mit der explizit Künstlerinnen aufgebaut und gefördert werden sollen. „Wir wollen damit einen Gegenentwurf zu der Quotenfrau schaffen, die es bis heute in zahlreichen Ensembles gibt“, führt Baumhoff aus. „Schön ist aber auch, dass sich die Zusammenarbeit mit der Uni Bonn etabliert hat, etwa beim Forschologicum und verschiedenen Wissenschaftskabarett-Formaten.“ Die nächsten 40 Jahre können also ruhig kommen.

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