
Der Name ist Programm: Das Quartett Federation of the Groove um Pianist Martin Sasse und Top-Gitarrist Bruno Müller hat bei der letzten Dottendorfer Jazznacht vor der Sommerpause pulsierende Rhythmen und virtuose Melodien kongenial miteinander verwoben und sich sehr zur Freude des Publikums gegenseitig mit Ideen bombardiert, die zu einigen fantastischen Ausflügen einluden und doch stets den Weg zurück nach Hause fanden. Kompositionen vom nach der Band benannten Debütalbum wechselten sich mit eigenwilligen Interpretationen von Jazz-Standards ab, stets entspannt und doch zugleich mit mehr oder weniger deutlichen Funk-Bezügen. Klingt nach einem Widerspruch, ist es aber nicht, wie die Vier im Dottendorfer Ortszentrum zeigen – und dieses Konzept sogar auf Cole Porter auszuweiten verstehen.
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Tatsächlich ist der Groove des Quartetts offenbar universell einsetzbar. Drummer Hendrik Smock und Bassist Claus Fischer – letzterer vor allem als Sideman und Studio-Musiker (unter anderem für Lionel Richie, Chaka Khan, Bill Evans und Wolfgang Haffner) omnipräsent – sind in dieser Hinsicht die treibende Kraft und bereiten den Weg für Bruno Müller und Martin Sasse. Beide sind in so ziemlich allen Stilen zu Hause, doch während ersterer ganz klar seine Ursprünge in Soul und Funk hat, ist letzterer mitunter etwas mehr im virtuosen Modern Jazz unterwegs, mit flirrenden Läufen, die an Oscar Peterson erinnern, an Errol Garner, McCoy Turner und seinen Lehrer Simon Nabatov. Bei „Blues for John“ zeigt sich, dass dies hervorragend zusammenpasst. Sasse versteht sich aber auch auf den Hardbop-Stil von Orgel-Innovator Joey DeFrancesco, während sich Müller an einem ausgedehnten, gefühlvollen John-Coltrane-Solo versucht, bevor der Rest der Band einsteigt. Und dann wäre da noch „Love for Sale“, jene ursprünglich umstrittene Cole-Porter-Nummer einer Prostituierten, den zuletzt Tony Bennett und Lady Gaga für ihr zweites Duett-Album als Titelsong auswählten und den die Federation of the Groove ganz anders umsetzen. Eben funky. Pulsierend. Groovend. Und einfach stark, was auch das Publikum, das ohnehin von dem Abend begeistert ist, mit frenetischem Applaus goutiert.
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Mit diesem Konzert verabschiedet sich die Dottendorfer Jazznacht in eine verdiente, aber überraschend kurze Sommerpause. Schon am 22. August geht es mit der deutschen Saxofonistin Stephanie Lottermoser weiter, die die Grenzen zwischen Jazz, Soul und Pop geschickt aufzulösen versteht. Im September steht dann ein Auftritt des Espen Berg Trios an – der Pianist von Silje Nergaard hält damit sein im vergangenen Dezember bei einem gemeinsamen Konzert in Dottendorf gegebenes Versprechen, mit der eigenen Formation zurückzukehren. Einen Monat später holt der Pianist Christian Frentzen (Till Brönner, Max Mutzke) niemand geringeren als Nild Landgren nach Bonn, während Gypsy-Swing-Gitarrist Joscho Stephan mit drei Kollegen die Musik Django Reinhardts ebenso aufleben lassen wie brasilianische Stücke. Und im Dezember kehrt Silje Nergaard zurück, diesmal mit Pianist Helge Lien, Bassist Fin Guttormsen und Drummer Jarle Vespestad. Die Konzerte für 2026 befinden sich noch in Planung.
Dottendorfer Jazznacht 2025
22.8., 20 Uhr: Stephanie Lottermoser
26.9., 20 Uhr: Espen Berg Trio
19.10., 19 Uhr:Christian Frentzen Second Encounter feat. Nils Landgren
31.10., 20 Uhr: Dottendorfer Gitarrennacht mit Joscho Stephan
5.12., 20 Uhr: Silje Nergaard & Band
Weitere Informationen unter www.dottendorfer-jazznacht.de.
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