Billy Idol & New Model Army: Gut gealterte Rebellen

Ja, er tanzt immer noch, mit grell blondierten Haaren und mit Lederjacke, ein bisschen gealtert, aber noch immer so fit wie damals: Niemand geringerer als Rock-Ikone Billy Idol hat am vergangenen Sonntag die Open-Air-Saison 2025 des Bonner KunstRasens mit einem energiegeladenen, kraftvollen Auftritt eröffnet und damit für einen Auftakt gesorgt, wie er besser kaum hätte sein können. Zusammen mit New Model Army im Vorprogramm setzt er gleich zu Beginn den ersten Höhepunkt eines Musikspektakels, das größer und stärker werden dürfte als je zuvor. Und das mit Künstlern, die heutzutage noch genauso relevant sind wie vor 40 Jahren. Und genauso gut.

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QUATSCH KEINE OPER präsentiert



Tatsächlich ist von dem nahenden 70. Geburtstag Billly Idols nichts zu spüren. Der ewige Rebell, der sich frühzeitig seiner Lederkluft und seines T-Shirts entledigt und zwischenzeitlich mit freiem Oberkörper performt, klingt vielmehr immer noch so kantig und kernig wie eh und je. Gut, so ganz nimmt man ihm den Punk nicht mehr ab, aber das liegt vielleicht nicht nur an einem privaten Wandel weg von Sex, Drugs & Rock ’n‘ Roll, sondern auch daran, dass dreckig herausgerotzte Phrasen längst zum musikalischen Alltag gehören. Die beherrscht Billy Idol ebenso meisterhaft wie mainstreamtauglichen Pop-Rock im Stil von „Dancing With Myself“, der neuesten Single-Auskopplung seines aktuellen Albums „Dream Into It“, mit der dieser sein Konzert beginnt und die zumindest live mühelos mit seinen größten Hits mithalten kann (woran möglicherweise die rhythmische und harmonische Verwandtschaft zu „Rebel Yell“ nicht ganz unbeteiligt ist). Ohnehin erweist sich das Programm als gekonnter Balanceakt zwischen Nostalgie und Moderne, zwischen Generation-X-Songs a la „Ready, Steady, Go“, funkig angehauchten New-Wave-Hits wie dem legendären „Flesh for Fantasy“ und gefälligen Nummern jüngeren Datums wie „People I Love“. Hervorzuheben ist auch das virtuose Spiel von Langzeit-Gitarrist Steve Stevens sowie das Duett „Love Don’t Live Here Anymore“, bei dem die überragende Background-Sängerin Kitten Kuroi Billy Idol mit ganz viel Soul mühelos an die Wand singt.

Rund 6000 Besucher sind für Billy Idol auf den KunstRasen gekommen und genießen das Konzert des Briten, bei dem alles stimmt. Na gut, fast alles. Enttäuschend ist, dass schon nach gut 90 Minuten der ganze Zauber vorbei ist, immerhin mit dem unverwüstlichen „White Wedding“ als Rausschmeißer. Damit hat Billy Idol nicht länger gespielt als New Model Army, die das Vorprogramm bestritten haben. Die Band um den Independant-Rock-Schamanen Justin Sullivan, der mit seiner rauen, hypnotischen und eindringlichen Stimme schon ebenso lange gegen soziale Missstände ansingt wie Billy Idol auf Solopfaden wandelt, beweist einmal mehr, dass Rock auch Tiefgang haben kann, mitunter sogar haben muss. Das dräuende „Here Comes The War“ etwa, das aus aktuellem Anlass wieder im Repertoire ist, verlangt geradezu nach der Wucht unterdrückter Wut, während das folkige „Green And Grey“ mit melancholischem Blick die Landflucht der jungen Bevölkerung thematisiert. 

So exzellent der Auftritt von New Model Army und Billy Idol auch war, stellt er doch nur den Anfang einer ganzen Flut hochkarätiger Konzerte dar. In den kommenden Wochen werden unter anderem Lynyrd Synyrd, Massive Attack sowie Fury in the Slaughterhouse den KunstRasen beehren. Im August stehen dann Namen wie The Smashing Pumpkins, Queens of the Stone Age und Bap auf dem Programm. 


Termine

1.7.: London Grammar
3.7.: Bonnie Raitt
5.7.: Massive Attack
8.7.: Cypress Hill
9.7.: Tream
10.7.: Dream Theater
11.7.: Fury in the Slaughterhouse
19.7.: Deichkind
23.7.: Samu Haber
25.7.: Maite Kelly
27.7.: The Dead South

3.8.: Johannes Oerding
5.8.: The Smashing Pumpkins

6.8.: Air
13.8.: Queens of the Stone Age
14.8.: Jan Delay
16.8.: Bap (ausverkauft)
19.8.: Fontaines D.C.
23.8.: Kasalla

 


Weitere Informationen und Tickets unter www.kunstrasen-bonn.de.

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