Lisa Feller: Mama im besten Alter

Wer braucht schon aufwendig konstruierte Pointen, wenn es den Alltag gibt? Und Menschen, die dessen Absurditäten leidenschaftlich gerne betrachten und verteilen. So wie Lisa Feller. Die glitzernde Honigkuchenpferd-Mama der deutschen Comedy genießt es geradezu, bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Ohren zu spitzen: Im Supermarkt, vor’m Supermarkt, auf dem Parkplatz, in der Bahn oder an der Frittenbude im Freibad. Irgendwo passiert immer etwas, das man sich besser nicht hätte ausdenken können. Da schreibt sich ein Programm wie „Schön für dich“ fast von selbst. Jetzt hat Feller dieses im Haus der Springmaus präsentiert – und sich dabei ebenso scheckig gelacht wie ihr Publikum.

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QUATSCH KEINE OPER präsentiert



Wie so oft bei Entertainerinnen im vierten Lebensjahrzehnt drehen sich auch bei Lisa Feller viele Szenen ums Älterwerden. Eigentlich unnötig, ist das Leben doch schön, sagt diese. Aber wenn die beste Freundin natürlich betont, dass sie zwar stramm auf die 50 zugehe, aber auch immer noch gerne auf die Männer Ende 20, kann Feller das nicht unkommentiert lassen. Gleiches gilt für die eigene Bikini-Figur und das verflixte Bindegewebe, was beim Freibad-Besuch mit den beiden Teenager-Söhnen auch mal angesprochen wird. Zum Glück nur en passant, denn viel interessanter sind für Frau Feller doch die Retro-Gefühle, die beim Geschmack von Pommes, Fanta und Chlor-Aroma in ihr aufsteigen. Ach ja, die altbekannte Nostalgie. Macht auch jeder beziehungsweise jede zweite auf einer Kleinkunstbühne. Andererseits schafft es Lisa Feller durch ihr juchzendes Gemüt, selbst diese Themen unglaublich komisch auf den Punkt zu bringen. Selbst bei alten Werbe-Slogans. „Dreh mich, leck mich, schleck mich.“ Lecker. Dazu kommen Erinnerungen an Schicht-Salat und Schlammbowle im elterlichen Partykeller, an die ein oder andere Jugendsünde – und an ihren ersten Auftritt beim Kölner Karneval. Der lief nicht ganz so, wie Lisa Feller sich das damals gedacht hatte, doch aufbauende Worte kamen ausgerechnet von Tom Gerhardt: „Was soll ich denn sagen, ich steh da gleich im Pimmelkostüm.“ Schon ist das Weltbild wieder in Ordnung.

Die stärksten Momente hat Lisa Feller allerdings dann, wenn sich eine leicht satirisch-zynische Note in ihren Humor mischt und diesen dunkelrot oder auch mal tiefschwarz färbt, weil sie zum Beispiel einer unaufmerksamen Kassiererin eins auswischen will und kurzerhand erzählt, wie sie ihren Mann im Thermomix klein gehäckselt hat. Oder wenn sie ihre Talente als Mutter bestärkt, indem sie diese mit denen von Hamstern vergleicht. Oder denen von Koalas. So viel sei nur gesagt: Dagegen schneidet Lisa Feller hervorragend ab. 

Ohnehin erzählt sie sehr gerne von ihren beiden Söhnen, erfreulicherweise ohne diese vorzuführen, sondern sie ganz im Gegenteil meistens in ein gutes Licht zu stellen, und trotzdem damit zu der ein oder anderen Pointe zu gelangen. Die besten schreibt allerdings, man ahnt es schon, der Alltag. „Danke, Leben, dass ich das miterleben durfte“, ruft Feller an einer Stelle. Nach diesem unterhaltsamen Abend in der Springmaus wird das Publikum wahrscheinlich das selbe sagen.

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