Methodisch Inkorrekt: Kreuzzug gegen Schwurbler

Verschwörungstheoretiker und Esoterik-Spinner, Klimaleugner und Werbe-Schwurbler: Die Feinde der ernsthaften Wissenschaft sind Legion. Sie verzerren Statistiken und Fakten, spielen mit Ängsten und Zweifeln, präsentieren einfache (und fehlerhafte) Antworten für einfache Gemüter. Doch Nicolas Wöhrl und Reinhard Remfort machen da nicht mit. Die beiden Experimentalphysiker betreiben seit 2013 den Podcast „Methodisch inkorrekt“, in dem sie naturwissenschaftliche Phänomene erklären, vor allem aber das Erkenntnissystem der Wissenschaft selbst verteidigen, das unter anderem auf Falsifizierbarkeit, Transparenz und Rationalität beruht. Im Pantheon haben Wöhrl und Remfort jetzt ebenso augenzwinkernd wie informativ Magie gewirkt, Töne in Feuer umgewandelt, ein Fahrrad zweckentfremdet und Desinformationen dekonstruiert.

Die Mission von Methodisch Inkorrekt ist angesichts der Informationsflut und völlig überforderten Bürgerinnen und Bürgern bei der Suche nach der Wahrheit heutzutage wichtiger denn je. „Wie wollen wir die großen Herausforderungen unserer Zeit lösen, wenn wir uns nicht einmal darauf einigen können, was Informationen überhaupt sind?“, fragen Wöhrl und Remfort. Und selbst wenn man korrekte Daten hat, werden diese doch ohne einen größeren Zusammenhang schnell missverstanden. So wird von Windrad-Gegnern immer wieder gern ins Feld geführt, dass bis zu 100.000 Vögel jedes Jahr an den entsprechenden Anlagen verrecken. Und das stimmt sogar, wie Wöhrl betont. „Aber im gleichen Zeitraum sterben 115 Millionen Vögel, weil sie gegen Glasscheiben fliegen, und 60 Millionen werden von Hauskatzen erlegt.“ Dagegen kann man nur leider schlecht protestieren. Und warum es durch einen globalen Temperaturanstieg aufgrund des Klimawandels zu sinkenden Temperaturen in Nordeuropa kommen könnte, verstehen viele Menschen ebenfalls nicht. Stichwort Golfstrom. 

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QUATSCH KEINE OPER präsentiert



Besonders gerne setzen sich Wöhrl und Remfort mit angeblichen Wunderheilmitteln aus der Esoterik-Ecke auseinander. Genüsslich zeigen sie die Vorteile von Erdungssocken (gibt es nur, wenn man aus unerfindlichen Gründen die Hand auf einen Van-de-Graaff-Generator legt oder in einem Elektronik-Labor arbeitet), testen Aurafläschchen und erörtern die vermeintlichen Gefahren von Handystrahlung (die Wellenlänge und damit die Energie ist zu gering) sowie die Wirksamkeit von extra dafür entwickelten Schutzaufklebern. Hilft natürlich nicht, trotz angeblich unabhängiger Tests. „Statistiken basieren auf den Meinungen zur Ausbildung oder Nicht-Ausbildung von Unwohlsein von einem Total von 450 Personen“, so steht es winzig klein bei den Handy-Stickern. „Das ist so, als würde man eine Flasche Globuli in einen Waldorf-Kindergarten werfen und fragen, ob es hilft“, lästert Wöhrl.

An so manchen Problemen ist allerdings auch die Wissenschaft selbst schuld. Vor allem ihr Image ist schlecht, dank verkopfter Erklärungen und gelangweilten Lehrern. Dabei kann Wissenschaft durchaus Spaß machen, wie Wöhrl und Remfort nur zu gerne beweisen. So haben sie unter anderem ein Rubenssches Flammenrohr gebaut, das über eine Reihe von Löchern verfügt und mit brennendem Propangas gefüllt ist, das durch eine Schallquelle in Schwingung versetzt wird. Physik, die Spaß macht und vor allem ganz ohne Formeln auskommt – das hat man doch gerne. Kein Wunder also, dass Methodisch Inkorrekt beim Publikum hervorragend ankommt.

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