GrioToubab: Rumba aus dem Senegal

Wenn  Pape Samory Seck loslegt, fangen Füße fast schon automatisch an zu tanzen. Der senegalesische Perkussionist, der dem „Over the Border“-Weltmusikfestival seit Jahren treu verbunden ist, verfügt über einen geradezu hypnotischen Groove – ein Talent, das er mit seinen Familienmitgliedern teilt. Einige von ihnen haben vor nunmehr drei Jahren zusammen mit dem Jazz-Pianisten Mike Herting, der in Afrika durchaus als „Toubab“ bezeichnet wird (das Wort bedeutet „alter weißer Mann“) und einigen weiteren Musikerinnen und Musikern die elfköpfige deutsch-afrikanische Band GrioToubab ins Leben gerufen, die nun zum Abschluss von „Over the Border“ im Pantheon erstmals auftrat. Und von der ersten Sekunde an begeisterte.

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QUATSCH KEINE OPER präsentiert



Natürlich ist GrioToubab grenzüberschreitend: Es mischt die Musik der senegalesischen Liedermacher (den Griot) mit europäischem Jazz, unbändige Spielfreude mit beeindruckender Virtuosität und die Lust am Improvisieren mit ehrgeizigen Arrangements. Im Mittelpunkt stehen dabei insbesondere der Sänger und leidenschaftliche Tänzer Issa Sow sowie Réma Diop mit ihrer klaren, kraftvollen Stimme, die schon direkt zu Beginn des Konzerts einen kleinen senegalesischen Rumba aufs Parkett legen – und ja, der Ursprung dieses Tanzes liegt in der Tat in Westafrika. Den entsprechenden Schub bekommen sie von Drummer Mamour Seck, aber auch von Pape Semory Seck, Khadim Seck und dem Tama-Spieler Aladij Mbaye, der sich zwischenzeitlich auch als Clown beweist. Dem gegenüber steht eine Bläser-Section mit Trompeter Alex Stahl sowie die zwei Saxofonisten Florian Boos und Heiner Wiberny – letzterer könnte vielen älteren Jazzfans noch aus seiner Zeit bei der WDR Big Band bekannt sein. Kein Wunder, dass das Konzert so gut läuft. Und selbst wenn dem mal nicht so gewesen wäre, hätte es wahrscheinlich keiner gemerkt; dafür sind alle Beteiligten einfach viel zu versierte Improvisatoren.

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Mit dem Auftritt von GrioToubab setzt „Over the Border“ einen würdigen Schlusspunkt. Insgesamt 180 Künstlerinnen und Künstler sind auf diesem Weg nach Bonn gekommen oder waren wie das Fouintain Cave Basement Orchestra und das Kültürklüngel Orkestar schon längst vor Ort. Ein guter Ansatz, den Organisator Manuel Banha gerne weiterführen möchte. „Ich würde mir allerdings ein bisschen mehr Hilfe von der Stadt wünschen, wenn es um Werbung für unser Festival geht. Auf der einen Seite ist Bonn UN-Stadt, auf der anderen Seite fehlt es mitunter an Aufmerksamkeit für das, was wir hier mit viel ehrenamtlicher Unterstützung auf die Beine stellen.“ Immerhin: Sechs der insgesamt 20 Konzerte waren ausverkauft, so dass zwei größere Ausfälle kompensiert werden konnten. „Ich bin froh, dass wir nicht mit einem Minus enden und dass das Festival insgesamt sehr entspannt war und wieder einmal viele Menschen und Kulturen zusammengebracht hat.“ Derzeit befindet Banha sich bereits mitten in den Planungen für 2026. Dann feiert „Over the Border“ sein 10. Jubiläum. 

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