Jazzfest Bonn: Auf die Größe kommt es nicht an

Der Mundharmonika-Virtuose Konstantin Reinfeld und der stilbildende Akkordeonist Simone Zanchini haben eines gemeinsam: Beide machen Musik nicht halbherzig. Ganz im Gegenteil versuchen die beiden Musiker – der eine im Duo, der andere solo –, das Potenzial ihrer jeweiligen Instrumente vollends auszuschöpfen und die Grenzen zumindest ein bisschen zu verschieben. Mit Erfolg, wie sich jetzt bei einem Doppelkonzert im Volksbankhaus zeigt, das im Rahmen des Jazzfests Bonn stattfindet. Sowohl Reinfeld, der seit rund acht Jahren überaus erfolgreich mit dem virtuosen Pianisten Benyamin Nuss zusammenarbeitet, als auch Zanchini stoßen die sprichwörtlichen Türen weit auf und fusionieren Filmmusik und Klassik, Rock, Folk und natürlich Jazz zu einer ganz besonderen Mixtur, die mehr ist als die Summe der einzelnen Teile. Das Publikum ist elektrisiert, was völlig nachvollziehbar ist – so vielseitig dürften die meisten Mundharmonika und Akkordeon noch nie zuvor wahrgenommen haben.

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QUATSCH KEINE OPER präsentiert



Den Auftakt machen Reinfeld und Nuss, die angesichts der aktuellen Verkehrslage in und um Bonn herum froh sind, überhaupt den Weg ins Volksbankhaus gefunden zu haben. Zum Glück kennen sich die beiden gut genug, um auf eine vorherige Probe im Saal verzichten zu können. Und tatsächlich harmonieren die beiden perfekt miteinander. Das fließende, perlende und zugleich zurückhaltende Spiel von Benyamin Nuss bietet Reifeld ein herrliches Fundament, um den hellen, mitunter klagenden und dann wieder jubilierenden Klang seiner unscheinbaren Blues-Harps darüberzusetzen und zu zeigen, warum er als einer der besten Mundharmonika-Spieler der Welt gilt. Berührungsängste gibt es keine; die beiden zelebrieren vielmehr ausgelassen Filmmusik (unter anderem für den Hollywood-Thriller „Body Heat“), Traditionals („Amazing Grace“) und brasilianische Choros, tanzen um- und miteinander und ziehen das Publikum dabei mühelos in seinen Bann.

Das gelingt auch Simone Zanchini, obwohl – oder vielleicht gerade weil – er rund 60 Minuten ohne Unterbrechung spielt und weder sich noch der Menge im Saal eine Atempause gewährt. Muss er auch nicht: Die Musik des Italieners, der zuletzt im Dezember für ein Konzert mit Jazzfest-Intendant Peter Materna zu Gast in Bonn war, ist bei aller Vielfalt so organisch und so voller ineinander fließender Stilistiken, dass es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt, ohne dass dies anstrengend oder gar langweilig wird. Auf diese Weise vergeht die Zeit wie im Flug, während Zanchini zu einer musikalischen Reise einlädt, die von seiner Heimat über den Balkan und den Orient führt. Mal tänzerisch, dann wieder verträumt, mal scharrend und drohend und dann wieder sakral und opulent, zieht Zanchini alle Register und präsentiert sich so als eine Ein-Mann-Akkordeonale.

Termine

Tickets gibt es noch für:

10.5., Pantheon: VOLO – Sofia Will Large Ensemble + Stefano di Battista Quintet
16.5., Kreuzkirche: Arbenz X Krijger/Osby/Churchill + Medna Roso
21.5., LVR Landesmuseum: Marie Kruttli Trio + Norma Winstone & Kit Downes
23.5., Pantheon: J. van‘t Hof Trio feat. Ch. Lauer + Andreas Schaerer: A Novel Of Anomaly
24.5., Telekom Forum: Sarah Chaksad Large Ensemble + Hiromi’s Sonicwonder
29.6., Oper: Becca Stevens + Michael Wollny Trio
27.9., 20.30 Uhr, Bundeskunsthalle: Rymden

Alle Konzerte beginnen soweit nicht anders angekündigt um 19 Uhr. Karten erhalten Sie an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Weitere Informationen unter www.jazzfest-bonn.de.

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