
Eigentlich könnte die nächste Karnevals-Session jetzt schon beginnen. Davon sind auf jeden Fall Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) überzeugt. Immerhin ist die Fastenzeit vorbei, da kann der Spaß losgehen – zumal die beiden Chaoten auch zur Osterzeit da weitermachen, wo sie am Aschermittwoch aufhören mussten. Wie gewohnt erklären die Chef-Pantheoniken dem Publikum die Welt auf ihre ganz eigene Art und Weise, und wenn letztere an die Ausführungen von Fritz und Hermann angepasst werden muss, dann ist das noch lange kein Grund zur Panik: Die Realität ist eben nicht perfekt. Fritz und Hermann schon. Derzeit haben sie ihre Adleraugen auf die USA gerichtet, in der derzeit alles den Bach runterzugehen scheint, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich Litzmann und Schwaderlappen vorsichtshalber schon jetzt verabschieden. Bevor es zu spät ist.
Werbeanzeige
Wirklich neu ist diese charmant-verrückte Abrechnung von Rainer Pause und Norbert Alich nicht. Schon früher haben sie sich den USA zugewandt, zahlreiche Pointen sowie im Grunde alle Lieder haben
sie schon in einem anderen – zum Teil sogar in einem identischen – Zusammenhang gebracht. Dem Publikum ist das egal, ihm geht es ohnehin nur um die Präsentation. Wenn Fritz Litzmann mal wieder
über Silben stolpert oder in seinen Erklärungsversuchen selbst den Holzweg schon meilenweit hinter sich gelassen hat, tobt der Saal, und wenn Hermann Schwaderlappen seinen Freund und Kollegen zu
korrigieren versucht und dabei alles nur noch schlimmer macht, bekommt das Zwerchfell vor lauter Lachen Muskelkater. Immerhin gelingt es dem dynamischen Duo mühelos, sich die Welt ganz nach den
eigenen Bedürfnissen auszurichten. Wenn in der Fastenzeit nur Fisch erlaubt ist und als Fisch alles gilt, was man aus dem Wasser holt, tja, dann angelt man eben ersoffene Schweine. Und wenn ein
Krieg als bewaffneter Konflikt definiert werden kann, ist Donald Trump mit seinen Zöllen eben ein lupenreiner Pazifist. Derweil kauft Fritz Aktien von Rheinmetall, natürlich ganz friedlich und
nur im Kampf gegen die Altersarmut, auch das muss ja erlaubt sein. Und Hermann? rechnet mit den Trump-treuen Evangelikalen ab, die ihm noch fremder sind als die Chinesen. Kein Wunder, dass er mit
diesem neuen Amerika nicht mehr klarkommt.
Natürlich sprechen Fritz und Hermann auch über Probleme in hiesigen Gefilden. Etwa über die Rhein-Papageien, die so viel reden, dass unsere Spatzen nicht mehr zu Wort kommen, oder über die Folgen des Klimawandels, der die Bonner Innenstadt mittelfristig in einen echten Großstadtdschungel verwandeln dürfte, stilecht mit Schlingpflanzen und Naturvölkern. Und von der Zwangsheterosexualisierung von Fritz und Hermann durch „Praline“ und Co wollen wir gar nicht erst anfangen. Angesichts dieser monumentalen Ausführungen ist es kein Wunder, dass die beiden am Ende, nach mehr als zwei Stunden, ziemlich erledigt sind. Und das Publikum? Ist glücklich und hat mit den USA vielleicht zumindest ein bisschen abgeschlossen. Dann hätte sich der Abend schon gelohnt.
Kommentar schreiben