
Technisch war Henrik Freischlader schon immer herausragend. Der 42-jährige Gitarrist jagte schon vor beinahe 20 Jahren überaus versiert über die Saiten und begeisterte seine Fans mit einem starken Solo nach dem anderen. Doch das Gespür für die Seele der Musik, ist ihm – ähnlich wie bei Joe Bonamassa – zwischenzeitlich verloren gegangen. Nach der Corona-bedingten Zwangspause hat er sich aber neu aufgestellt und sich auf seine Wurzeln besonnen. Hat geholfen: In der restlos ausverkauften Harmonie erweist sich Freischlader auf jeden Fall so stark wie schon lange nicht mehr und begeistert mit frischem, leidenschaftlichen Bluesrock vom Feinsten.
Dabei muss Freischlader gerade einen persönlichen Schicksalsschlag verarbeiten. Im November verstarb sein Organist Moritz „Mo“ Fuhrhop, mit dem er über 500 Konzerte gespielt hat, unerwartet an
den Folgen einer Krebserkrankung. Eine Absage von geplanten Konzerten kam für Freischlader allerdings nicht in Frage: „Mo hätte das sicherlich nicht gewollt“, sagt er in der Harmonie, „und da uns
vor allem die Zeit auf der Bühne mit ihm verbunden haben, wollen wir ihm zu Ehren weitermachen.“ Und so legt die zum Trio geschrumpfte Band nach einer andächtigen Schweigeminute los. Kräftige
Riffs, druckvolle Impulse und ausgedehnte, virtuose Instrumentalpassagen verbinden sich zu einer herrlichen Melange, die Lust auf mehr macht. Was für Freischlader kein Problem ist. Unterstützt
von Bassist René Pütz und Drummer Leon Mucke stürzt er sich voller Energie von einem Solo ins nächste. Zumindest bis zur unerwarteten und eigentlich auch unnötigen Pause nach „The Bridge“, der
offiziell einzigen Mitsing-Nummer des Abends.
Zum Glück bewahrt sich das Trio seine Energie. Auch im zweiten Teil kann Freischlader sich somit austoben, sehr zur Freude des Publikums. Der pumpende Rhythmus und die ekstatischen Gitarren-Riffs
sind einfach zu gut, gehen direkt in die Beine, treiben den Herzschlag in die Höhe, machen munter – und all das, ohne dass sich Freischlader in orgiastischen Spielereien verliert. Bei all seinen
Höhenflügen bleibt er mittlerweile geerdet, was sowohl ihm als auch seiner Musik sehr gut tut. Umso schöner ist es daher, dass er in diesem Jahr noch ein weiteres Mal in Bonn zu Gast sein wird:
Konzertveranstalter Ernst-Ludwig Hartz verriet am Rande der Veranstaltung, dass Henrik Freischlader am 3. Juli auf dem KunstRasen für Bonnie Raitt eröffnen wird. Eine gute Wahl.
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