
Urbaner Soul: So bezeichnet Jeff Cascaro den ihm eigenen Sound, in dem sich Blues und Jazz mit der Musik von Marvin Gaye und Ray Charles mischt und für den er sowohl von Fans auch auch von Kolleginnen und Kollegen geschätzt wird. Jetzt ist der 57-Jährige zur Dottendorfer Jazznacht gekommen, mit einer hochkarätigen Band (Bassist Christian von Kaphengst, Pianist Billy Test und Drummer Hans Dekker) und jeder Menge Leidenschaft, um die Bundesstadt zur „Soul City“ zu machen. Was auch gelingt, dank eines engagierten, leidenschaftlichen Publikums, herrlich groovenden Songs – und einer ganz besonderen Art des Klatschens.
Dabei wirkt Cascaro, der ab und zu auch zu Trompete und Flügelhorn greift, zu Beginn des Konzerts im restlos ausverkauften Dottendorfer Ortszentrum gar nicht so unbefangen wie gedacht. Manche Phrasen scheinen bemüht, gekünstelt, aufgezwungen, was sich vor allem bei seiner Interpretation der Ballade „Taste of Honey“ zeigt, die mit einer Vielzahl von gesanglichen Verzierungen und mit rhythmischer Beliebigkeit weder dem Original noch Cascaros eigener Aufnahme auf „Love & Blues In The City“ gerecht wird. Schade, zumal Cascaro eigentlich eher nach Reduktion strebt, wie er in verschiedenen Interviews betont hat. Immerhin öffnet er die Musik aber für allerlei erstklassige Soli seiner Band-Kollegen, die auch an anderer Stelle – etwa bei Marvin Gayes „Inner City Blues“ – zu brillieren wissen. Doch erst nach der Pause dreht das Quartett so richtig auf, holt mit „Roots“ oder auch dem strahlenden „Ain’t No Love In The Heart Of The City“ die Lässigkeit zurück und bringt Cascaros Organ, das sich auch in den Höhen überaus wohl fühlt, wieder in die nötige Balance aus Leichtigkeit und Schwermut, aus jubilierendem Soul und gravitätischem Blues. Herrlich. Zusammen mit der ein oder anderen Anekdote (etwa über seine Ruhrpott-Omma – stilecht mit zwei M und einem Kittel –, die eine Ray-Charles- mit einer Heino-Platte verwechselte und so ihrem Enkel die erste Berührung mit Soul und Blues ermöglichte) entsteht so ein rundes Konzert, das die Menge immer wieder feiert.
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Den Höhepunkt erreichen Cascaro und seine Kollegen aber erst mit der Einführung des „sexy soul claps“, einem volltönenden, warm klingenden Klatschen, dem keiner widerstehen kann. Den soll das
Publikum bis zum Ende durchhalten, egal was die Band macht. Und dann auch noch singen! Na, das kann ja heiter werden. Aber es funktioniert, besser als selbst Jeff Cascaro erwartet hat. Hier kommt
alles zusammen, ohne bemüht oder gekünstelt zu wirken: die Band, das Publikum, der Sänger. Was für eine Stimmung, was für ein Spaß. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Cascaro mit tosendem
Applaus bedacht und zu der ein oder anderen Zugabe bewegt wird.
2025 beginnt in Dottendorf mit diesem Konzert so, wie es 2024 endete. Längst ist die Veranstaltungsreihe über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt und wartet mit wirklich hochkarätigen Stars auf,
die gerne in das von außen so bieder wirkende Ortszentrum kommen. So hat wohl unter anderem Silje Nergaard, die im Dezember mit ihrem Weihnachtsprogramm nach Dottendorf kam, Interesse an einer
Wiederholung gezeigt. Gleichzeitig stehen noch einige aufregende Konzerte aus: Das von Jakob Manz und Johanna Summer, zwei der großen deutschen Nachwuchs-Stars der Jazz-Szene, ist bereits
ausverkauft, für alle anderen Termine sind aber noch Karten verfügbar. Am 21. März kommen die Sängerin Fola Dada und Top-Trompeter Joo Kraus in die Bundesstadt, am 11. April folgt die gebürtige
Bonnerin Julia Kriegsmann, die zu den spannendsten Saxofonistinnen der Bundesrepublik gezählt werden kann. Die beliebte Sängerin Alma Naidu macht am 16. Mai ihre Aufwartung, am 13. Juni fordern
die Nighthawks das Publikum mit ihrem Nu Jazz heraus, und am 4. Juli beendet die Federation of the Groove um den Tastenvirtuosen Martin Sasse und den Gitarristen Bruno Müller die Spielzeit ab.
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