
Acht Stimmen, acht Frauen, acht Körper, sonst nichts. Nur reiner Harmoniegesang abseits des Mainstreams, vielschichtig, komplex, eigenwillig, schön – und schwer zu fassen. Was die australische Musikerin Kat Frankie mit ihrem Projekt „B.O.D.I.E.S.“ präsentiert, lässt sich längst nicht so einfach beschreiben, wie es die Schlagworte vorgaukeln. Ja, es ist ein A-Cappella-Konzert, das sie und ihre sieben Mitstreiterinnen (eine davon die Kölnerin Barbara Greshake) in der Philharmonie Köln geben, doch mit Pop-Formationen wie den Wise Guys oder OnAir hat ihre Musik nichts zu tun. Auch nicht mit Singer-Songwriting im herkömmlichen Sinn, obwohl Kat Frankie gerne in diese Schublade gesteckt wird, weil sie meistens solo und nur mit Akustikgitarre auftritt. Stattdessen entzieht sich die 46-Jährige konsequent jeglichem Versuch einer Kategorisierung, experimentiert mit Klangwelten, mit Erzählstrukturen und mit der hohen Kunst der Reduktion und lässt daraus Musik erwachsen, die ihre Zuhörerinnen und Zuhörer fordert, die ganz bewusst und sehr konzentriert gehört werden muss und die zugleich so faszinierend ist, dass man sich ihr kaum entziehen kann.

Kat Frankie ist schon immer ihren eigenen Weg gegangen. Mit ihrer Suche nach ungewöhnlichen Gesangsformen habe sie schon früh begonnen, erzählt sie in Köln, als Teenagerin in den heißen Randbezirken von Sidney, wo man im Sommer nur die Wahl hatte zwischen einem Tag im Pool oder in der klimatisierten Shopping Mall. Und Kat Frankie? Sang stattdessen in Ventilatoren hinein. In der Philharmonie wiederholt sie das, zusammen mit zwei ihrer Kolleginnen, während die anderen Sängerinnen Pause haben und auf zwei Holz-Elementen ruhen, als würden sie gerade ein Sonnenbad genießen. So viel Inszenierung muss eben sein.
Ohnehin ist jeder Song von „B.O.D.I.E.S.“ auch eine Performance, oder zumindest eine Choreographie, die sich im Klang widerspiegelt. Oder umgekehrt. Mal rutscht das Oktett, von gemeinsamen Tönen ausgehend, mittels Glissandi in feine Harmonien, dann wieder drehen sie sich im Kreis oder treten in einen Dialog, mit Kat Frankie als Arbeitssuchende auf der einen und dem Kollektiv als ablehnende Personaler auf der anderen Seite. Konzeptionell – und oft auch inhaltlich – erinnert die Kunst der Wahlberlinerin dabei oft an Peter Gabriel, Arrangements und Stimmfarbe dagegen eher an die experimentelle Seite von Sinéad O’Connor. Dazu gesellt sich der Gospel als Ausdrucksform, die unter anderem bei „Headed for the Reaper“ zum Einsatz kommt, einem Lied über einen Mann, der seinen Tod vortäuscht und einen Fehler nach dem anderen macht. Beim Publikum, das angesichts des komplexen Harmoniegesangs ohnehin schon vor Begeisterung strahlt, kommt das hervorragend an. „Ach Köln“, seufzt Kat Frankie schließlich, als sie nach rund anderthalb Stunden zum letzten offiziellen Lied kommt. Angesichts dieses Publikums will sie das Konzert am liebsten nicht enden lassen. Da bleibt nur eines: wiederkommen. Am besten mit acht Stimmen.
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