Männer, die aufs Wasser starren: Witze vom Riff

Tiefgang? Nicht an diesem Abend. Keine Chance. Dafür sind Nico Flathmann und Joschka Traue nicht zu haben. Immerhin sind sie die Männer, die aufs Wasser starren, zumindest in den sozialen Medien die ungekrönten Könige der Flachwitze und leidenschaftliche Sammler möglichst simpler Pointen von den flachen Riffen des Humors. Ein Beispiel? „Ich hab neulich mit meinem Hund Frisbee gespielt. Hat nicht geklappt. Ich glaube, ich brauche einen flacheren Hund.“ Klingt albern, ist es auch, zumal sehr viel mehr nicht zu erwarten ist. Aber genau das kommt an, wie das restlos ausverkaufte Pantheon zeigt – ein beeindruckender Erfolg der beiden Nordlichter auf ihrer ersten Deutschlandtour. Und auch wenn bei ihrem Auftritt nicht sonderlich viel Wasser unterm metaphorischen Kiel ist, ist das Publikum begeistert, von den beiden schlagfertigen Akteuren, vom Spiel mit Doppeldeutigkeiten, vom schlichten Konzept. Und vom Mett. Worüber noch zu reden sein wird.

Nico und Joschka gehören unzweifelhaft zu einer neuen Generation von Entertainern, die weniger dafür bejubelt werden, was sie machen, sondern vielmehr dafür, wie sie es machen. Die sozialen Medien sind dafür die ideale Plattform, zumindest wenn man das Glück hat, von Multiplikatoren wie Bloggern und Influencern gepuscht zu werden. Im Grunde könnte sich jeder vor eine Kamera setzen und Witze vortragen, die am besten auch noch das Publikum zusammengetragen hat, so dass man selbst einen möglich geringen Aufwand hat; die stoische Art der beiden Bremerhavener, die sich bei Bedarf jedes Lachen verkneifen können, und die Lust an schnörkellosen, schlichten Gags scheint allerdings einen Nerv zu treffen. Immerhin haben Nico und Joschka, die trotz allem immer noch Comedy-Laien sind, inzwischen so viel Erfahrung, dass sie bei den Witzen schon auswählen.

Vor allem für Doppeldeutigkeiten sind die beiden immer zu haben, etwa wenn der Wunsch nach einem Neffen zur Nichte gemacht wird oder es Freundinnen mit mittelscharfem Senf zu besänftigen gilt – was in Schriftform deutlich langweiliger klingt als live. Gleichzeitig gehen die inoffiziellen Erben von Fips Asmussem erfreulicherweise nur selten unter die Gürtellinie, werden nie ordinär oder peinlich. Dagegen schwächeln sie, wenn sie irgendwelche Listen mit den angeblich verrücktesten Schiffsnamen oder den absurdesten Fußballer-Zitaten vortragen. Das geht besser.

 

Obwohl die Männer, die aufs Wasser starren, dank ihres souveränen und entspannten Umgangs mit dem Publikum durchaus unterhaltsam sind, ist es doch verblüffend, mit welch banalen Tätigkeiten man mehr als 400 Leute begeistern kann. Stichwort Intermettzo (ja, mit zwei T): Minutenlang analysieren Nico und Joschka Mettbrötchen aus einer Bonner Metzgerei, testen unter anderem die Haptik und die Optik und wählen Bonn letztlich auf Platz 3 der großen „Mettropolen“ Deutschlands. Große Kunst ist das nicht. Trotzdem hat das Publikum hier mehr Spaß als bei echtem, systemkritischem Kabarett. Ein seltsames Phänomen, Instagram und TikTok sei Dank. Ein bisschen traurig. Und auch ein bisschen lustig.

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