Bernard Liebermann: Flachwitze in Dauerschleife

Zunächst einmal die gute Nachricht: Die sechs Jahre als Mitglied des Kabaretts „Leipziger Pfeffermühle“ haben Bernard Liebermann aus schauspielerischer Sicht sehr gut getan. Der gebürtige Bonner, der unter dem Namen Bernard Paschke einst Deutschlands jüngster Kabarettist war und schon mit 17 Jahren dem Ensemble beitrat, erfüllt mühelos seine Bühnenfiguren mit Leben und Charakter, wechselt auch sprachlich treffsicher zwischen allen Dialekten und lässt technisch nichts anbrennen. Trotzdem ist der Auftritt des 23-Jährigen im besten Fall mäßig zu nennen, weil auf jede gute ja in der Regel eine schlechte Nachricht folgt – und weil Liebermanns bemühte Wortwitze in etwa die Energie eines toten Gauls aufweisen, die beim Publikum in der Pantheon Lounge einfach nicht verfangen.

Dabei will Liebermann eigentlich mehr, vor allem inhaltlich. Immer wieder versucht er, die Weltpolitik zu kommentieren oder die moderne Wissenschaft, thematisiert etwa Designer-Babys, die dann nach Möglichkeit nicht wie Philipp Amthor werden – und legt dann so peinlich nach, dass man bei der Suche nach dem Niveau schon halb in China ist: Gerhard Schröder, so tönt er, plane ja ein Baby mit vier Beinen, das sei eben seine „Agenda Zwanzig Zehen“. Ähnlich albern seine Erinnerung an die ersten Monate der Corona-Pandemie, während der er Stoffmasken genäht habe, bis auch die letzte Gardine verbraucht war und er aus der Not heraus beim Bahnhof nach Stoff gefahndet hat – ein Witz für alle Drogenberater, sagt Liebermann angesichts der ausbleibenden Reaktionen des Publikums. Die Alternative wäre ein kompletter Neustart, denn leider machen derartige Gags etwa drei Viertel des gesamten Programms aus. Darin enthalten sind auch einige Lieder, die Liebermann mit einem Mini-Keyboard irgendwie zu spielen versucht, aber schon bei ein paar Akkorden an seine Grenzen kommt, während er einen E-Piano-Sound mit einem tiefen Orgel-Klang kreuzt und dabei musikalisch so ziemlich alles falsch macht, was man falsch machen kann. Bei einem späteren Song kommt er gar völlig aus dem Konzept und findet nach ein paar Minuten des Ausprobierens noch nicht einmal mehr den Anfang. Vielleicht wäre ein ordentlich eingespieltes Playback doch die bessere Wahl…

Eigentlich ist es schade, dass sich Bernard Liebermann dermaßen übernimmt. Nicht nur, weil man ihm gerade in Bonn ein überzeugenderes Heimspiel wünscht, sondern auch, weil er eigentlich ganz gute Ideen hat. Er beschäftigt sich mit dem Zeitungssterben, dem er die Gefahren der digitalen Filterblase gegenüberstellt, und mit dem korrekten Frankieren des Klimapakets, dessen Porto am Ende doch der Empfänger zahlen muss. Er lacht über das Landessseilbahngesetz in Mecklenburg-Vorpommern (auch wenn er leider vergisst, die damit zusammenhängende EU-Richtlinie zu erläutern) und über den ähnlich absurden Schutz geistigen Eigentums in Bayern und sucht nach einer neuen Idee für die darbende Demokratie. Das sind alles wichtige Themen. Aber sie muss man für die Bühne mit Substanz unterfüttern. Und nicht mit flachen Wortwitzen.

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