Rainald Grebe lässt sich nicht unterkriegen. Mehr als ein Dutzend Schlaganfälle hat der 53-jährige Kabarettist mit der dadaistischen Ader in den vergangenen Jahren überstanden, ausgelöst durch eine Vaskulitis im Gehirn. Doch dadurch lässt er sich nicht von der Bühne fernhalten, zumindest nicht auf Dauer. Jetzt hat er im Rahmen der Reihe „Quatsch keine Oper“ sein neues „Fürimmerjung“-Konzert in Bonn präsentiert, das zu gleichen Teilen dem Verhältnis von Endlichkeit und Jugendwahn auf der einen Seite und dem eigenen Erbe auf der anderen Seite Rechnung trägt. Kurzum, hier trifft Tragödie auf Komödie und der letzte Akt auf das, was bleibt, ist halb Abrechnung und halb Best-of-Programm. Was beides ankommt.
Den eigenen Gesundheitszustand kommentiert Rainald Grebe dabei ohne Scham und Scheu. „Mir ging es ziemlich schlecht in diesem Jahr“, bekennt er in einem ernsten Moment und gesteht, dass er sich schon vorbereitet habe: Patientenverfügung, Testament, Todesanzeige, alles schon fertig, für den Fall der Fälle, wenn es nicht klappt mit der Ewigkeit und dem Ruhestand zum 1000. Geburtstag. Dabei bemüht er sich schon, letzteres zu erreichen, nicht zuletzt indem er auch den neuesten Techniken und Technologien eine Chance gibt. Abnehmen im Liegen ist gerade total in, ebenso wie Kryotherapie in der Kältekammer – klingt seltsam, aber wenn sich der Techniker, Lohnsklave und langjährige Weggefährte Franz Schumacher schon als Versuchskaninchen zur Verfügung stellt, kann man das ja mal testen. Vielleicht hilft’s. Andererseits hat man das auch von Botox-Injektionen gesagt…
Ohnehin fragt sich Rainald Grebe, ob der Traum von der ewigen Jugend wirklich so erstrebenswert ist. Sicherheitshalber übt er schon einmal den entsprechenden Teenie-Slang, man weiß ja nie, wann man den mal braucht. Aber er stimmt auch „Captain Krümel“ an, jene gesungene Reminiszenz an sein 17-jähriges Ich, damals in der Töpfermetropole Frechen. Ohnehin ist die zweite Hälfte des „Fürimmerjung“-Konzerts ein Rückblick, also zumindest ein halbes Best-of-Programm. Mehr wäre nicht möglich gewesen, behauptet Grebe, schließlich sei ihm im November sein Laptop mit sämtlichen Daten gestohlen worden, und nur dank eines Freundes mit beträchtlichen Fähigkeiten im Cloud-Computing konnte das meiste wieder hergestellt werden. Das muss jetzt erst einmal reichen. Und so braust Grebe durch die eigenen Erinnerungen, zeigt Kinder- und Jugendfotos, präsentiert Videos von Gesangsstunden in Bangkok („Es gibt nur ein’ Rudi Völler“) und an der Elfenbeinküste („Atemlos“), kommentiert noch einmal mit sichtlich erhöhtem Blutdruck den Robo-Fußball-Weltcup und stimmt natürlich auch Klassiker wie zum Beispiel „Dörte“ an. Das Publikum feiert ihn denn auch, will ihn kaum von der Bühne lassen und spricht damit Grebe aus dem Herzen. Denn der will auch nicht gehen. Ganz im Gegenteil: „Ich komme wieder“, das ist sein Motto; „den Gedanken, dass ich irgendwann nicht mehr spielen kann, versuche ich so gut wie möglich zu verdrängen“, hat er erst kürzlich in einem Interview gesagt. Deshalb plant er auch für 2025 ein komplettes Best-of-Programm. Wenn er dann noch kann. Man kann ihm nur die Daumen drücken. Bis dahin: Auf Wiedersehen.
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