Einen besseren Auftakt hätte sich das Team des Jazzfests Bonn zum 15. Jubiläum kaum, vorstellen können: Die Sängerin Mia Knop Jacobsen und der Cellist Lars Danielsson sorgten mit ihren jeweiligen Formationen im ausverkauften Saal der Bundeskunsthalle für eine euphorische Stimmung und ließen einen Vorgeschmack auf das erahnen, was in den kommenden zwei Wochen noch auf dem Programm steht. Insgesamt 30 Konzerte (von denen zwei als „Intro“ schon im Dezember stattfanden) hat Impressario Peter Materna für diese Ausgabe kuratiert und wie gewohnt teils kontrastreiche und teils sich ergänzende Kombinationen gesucht. Dabei hat er sich zum einen auf langjährige Weggefährten begonnen, die zum Teil schon beim ersten Jazzfest im Jahr 2009 mit von der Partie waren, zum anderen aber auf Neuentdeckungen, die das Publikum „hoffentlich noch nicht kennt“, wie er bei seiner Begrüßung sagte.
Wer einen der begehrten Plätze im Forum der Bundeskunsthalle ergattern konnte, wurde auf jeden Fall nicht enttäuscht. Schon der Auftritt von Mia Knop Jacobsen begeisterte, was nicht zuletzt am Charisma der Dänin lag, die ausgelassen mit dem Publikum scherzte und ihr Debütalbum „Ease“ feierte, sofern sie nicht mit ihrer geschmeidigen, wandlungsfähigen Stimme die Herzen der Zuhörerinnen und Zuhörer schmelzen ließ. Die Melodien waren griffig, der Modus abwechslungsreich, die Stimmung gut und mit Julia Hülsmann feinfühlige Pianistin an Bord – was hätte man mehr wollen können? Die Antwort: Lars Danielsson.
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Der Großmeister des Jazz-Cellos zauberte zusammen mit Gitarrist John Parricelli, Piainst Grégory Privat und dem ehemaligen e.s.t.-Drummer Magnus Öström ein von feinsten Soli gespicktes, atemberaubendes Konzert hervor, bei dem jeder Ton nicht nur klang und verklang, sondern gewissermaßen im Raum verblieb und seine Wirkung entfaltete. Zu den Höhepunkten gehörten ohne Zweifel der Opener „Extension“ mit einer Meisterleistung Öströms sowie die umwerfende „Passacaliga“, ausnahmsweise im 4/4-Takt und dennoch mühelos Klassik und Moderne vereinend. Die mühelose, nie stockende Interaktion der vier Musiker untereinander ließe sich nicht mit Adjektiven wie „nett“ oder „hübsch“ bezeichnen, zwei Vokabeln, die – durchaus positiv gemeint – für das ein oder andere Stück von Jacobsen geeignet, die bei Danielsson und seinem „Libretto“ aber völlig inadäquat wären. Atemberaubend trifft es da besser. Parricelli und Privat schoben sich die Melodielinien nicht etwa zu, sondern schienen kontinuierlich verfolgt zu werden, während Danielsson immer wieder dezente Akzente setzt und Öström ganz entspannt, aber zielsicher die Impulse setzt, die das jeweilige Stück zusammenhalten, während er gleichzeitig noch allerlei rhythmische Ornamente einbindet.
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