Restaurant-Gäste sind mitunter schwierig. Immer haben sie irgendwelche Sonderwünsche, bestellen Beilagen ab oder um und stochern im schlimmsten Fall trotzdem im Essen herum, sich die sprichwörtlichen Rosinen herauspickend. Im „Gasthof zum Menschenrecht“ wird dies jedoch auf die Spitze getrieben, was Wirtin Christine Teichmann bereits hinlänglich kennt. Ein bisschen Wahlrecht für alle ist ja ganz nett, aber bitte ohne die Stimmen der Rechten und der Doofen, am besten noch gewichtet nach Bildungsgrad. Als Hauptgang bitte ein bisschen Recht auf Leben, aber nicht zu viel, damit sich ein Tyrannenmord noch problemlos rechtfertigen lässt. Und zum Schluss ein Schüsselchen Recht auf Bildung, natürlich in Geschmacksrichtungen, die selbst Aluhutträgern munden. Kein Problem, sagt Teichmann, die mit ihrem mobilen Restaurant und dem Menü al la Charta ihr Zelt in der Pantheon-Lounge aufgeschlagen hat – und eindrucksvoll zeigt, was politisches Kabarett leisten kann, wenn man es richtig serviert.
Mit „Links Rechts Menschenrecht“ hat die 60-Jährige ein grandioses Kabinettstück geschaffen, schwarzhumorig, zynisch und leider sehr nah dran an der Realität. Ihr Gasthaus, das ursprünglich alle Menschen der Welt bewirten wollte, ist marode, mit wackeligen Fundamenten, bröckelnder Fassade und knirschenden Balken. Die Küche ist geschlossen, die letzten Reste werden verteilt, während draußen schon die Polizei wartet, die den Laden endgültig räumen und dicht machen will. Und Teichmann? Versucht, wenigstens ein paar Paragraphen unters Volk zu bringen, trotz des bitteren Beigeschmacks der Politik. Zwischendurch schaut sie noch im Lehrerzimmer vorbei, wo eine Helikoptermama gerade versucht, eine Gymnasialempfehlung für ihren unfähigen Sohn zu erkaufen, oder initiiert eine Versteigerung für Flüchtlinge – natürlich mit klaren Nutzungsempfehlungen, schließlich sind selbst rund um die Uhr arbeitende, ausgebeutete Pflegerinnen und Pfleger keine Sklaven. So viel Zeit muss sein. Schließlich wird es nicht besser, sondern vielmehr schlimmer in der Welt. Und so endet Teichmanns Programm auch nicht auf einer hoffnungsvollen, sondern auf einer dystopischen Note. Das muss das Publikum erst einmal verdauen. Dieses Menü wird es sicherlich nicht so schnell vergessen.
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